Gegen Ende jedes Monats warten wir Flugbegleiter nur auf eines: die Veröffentlichung unserer Dienstpläne für den Folgemonat. Denn dann erfahren wir endlich, wohin uns unsere nächsten Flüge bringen. Können wir uns auf eine tolle Städtetour durch Europa freuen? Reisen wir in ein warmes Land und können ein paar Sonnenstrahlen einfangen? Oder bekommen wir vielleicht zum ersten Mal die Gelegenheit, eine kulinarische Spezialität in einem fernen Land zu probieren?
Während einer kurzen Pause auf einer Kurzstreckentour checkte ich online zum gefühlt 20. Mal in diesem Monat, ob mein Dienstplan für den Dezember bereits erschienen war. Diesen Monat wartete ich besonders ungeduldig auf meinen Dienstplan, denn es würde sich entscheiden, wo ich die Weihnachtsfeiertage verbringen würde. Ich wusste nicht, worüber ich mich mehr freuen würde. Wie jedes Jahr mit meinen Liebsten Weihnachten zuhause zu verbringen oder zum ersten Mal in meinem Leben in einer anderen Stadt, einem anderen Land auf ganz andere Weise Weihnachten zu feiern.
Als ich online in unserem Crewportal meinen Dienstplan öffnete, wäre ich vor Freude fast aus meinen High Heels gekippt. Ich würde über Weihnachten nach Kapstadt fliegen!!
Den ganzen Dezember über fieberte ich dem 22.12.2017 entgegen, an dem wir nach Kapstadt starten sollten. Über unser Crewportal und unsere Crewmails hatten wir bereits über ein geeignetes Restaurant für unser Weihnachtsessen am 24.12. abgestimmt und einen Tisch reserviert, denn natürlich würden wir diesen Abend alle gemeinsam verbringen. Dazu gehörten auch einige Angehörige, Ehefrauen, Freundinnen und Freunde, die einige meiner Kollegen mit nach Kapstadt begleiteten. Ich freute mich sehr darüber, dass zufällig meine Kollegin Laura auch Teil der Crew war. Wir hatten uns im April in der Grundausbildung kennengelernt und hatten sogar schon einmal einen Flug zusammen nach Addis Abeba gehabt.
Nach einem elfstündigen Flug, checkten wir am 23.12. um 12 Uhr mittags in unser Crewhotel Southern Sun Cape Sun in Kapstadt ein. In der Hotellobby wurden wir von kleinen Snacks, einem erfrischenden Willkommensdrink (natürlich alkoholfrei) und einer Rezeptionistin erwartet, von der wir alle relevanten Informationen über das Hotel erhielten, die uns unser Layover in Kapstadt noch angenehmer machen sollten, z.B. ein kostenloser Shuttleservice zur Waterfront, WLAN Key, Fitnessstudio etc.
Am Nachmittag, nach zwei Stündchen Schlaf im gemütlichen Hotelbett, traf ich Laura in der Hotellobby wieder. Wir fuhren mit dem Shuttleservice zur Waterfront am Hafen von Kapstadt. An der Waterfront geht es sehr touristisch zu: Es gibt viele kleine Souvenirläden, Geschäfte, Bars, Restaurants und ein riesiges Angebot an Freizeitaktivitäten. Mit zwei weiteren Kollegen aus unserer Crew ließen wir den Abend bei gutem Seafood an einem Tisch in der Sonne, direkt am Wasser und mit Blick auf den Tafelberg ausklingen.
Der nächste Morgen war der 24.12.2017. Unsere Wecker klingelten recht früh, denn Laura und ich hatten eine Sightseeingtour geplant. Schon am Vorabend hatten wir zusammen mit einer weiteren Kollegin an der Hotelrezeption einen Tourguide gebucht, der uns zu den schönsten und sehenswertesten Orten in und um Kapstadt bringen sollte. Nach dem Frühstück im Hotel lernten wir Andries, unseren liebenswerten Fahrer kennen.
Unser erster Stopp sollte natürlich das Kap der Guten Hoffnung sein. Der südwestlichste Punkt Südafrikas hatte schon immer auf meiner Reise-„To-do“- Liste gestanden! Allein die 1,5 stündige Fahrt zum Nationalpark Tafelberg, in dem das Kap liegt, war ein Erlebnis. Während der Fahrt entdeckten wir freilebende Paviane, sowie Strauße mit kleinen Straußenbabies am Straßenrand.
Am Kap der Guten Hoffnung wimmelte es vor lauter Touristen und genau wie alle anderen, mussten auch wir ein Erinnerungsfoto an der „Cape of Good Hope“ Tafel schießen.
Anschließend fuhren wir weiter zu Cape Point, das etwa zwei Kilometer vom Kap der Guten Hoffnung entfernt liegt. Das Kliff Cape Point, das schnell mit dem Kap der Guten Hoffnung verwechselt wird, befindet sich am östlichen Ende der Kap-Halbinsel. Bis auf eine Seilbahn ist Cape Point vollkommen naturbelassen und auf anderem Wege nur fußläufig zu erreichen.
Von Cape Point aus, so sagt man, kann man sehen, wie der Atlantische und der Indische Ozean aufeinandertreffen. Es sieht tatsächlich so aus, als würden die beiden Ozeane aufeinandertreffen, jedoch ohne sich miteinander zu vermischen, denn eine weiße Gischt liegt auf dem Wasser. Diese atemberaubende Aussicht war mein persönliches Highlight des Layovers:
Die Mittagspause verbrachten wir in Simon’s Town, bevor uns am Nachmittag ein weiteres Highlight unserer Tour erwartete: Boulders Beach, besser bekannt als der „Pinguinstrand“. Etwa 3000 Brillenpinguine leben und brüten an diesem Strandabschnitt. Früher noch für Besucher zugänglich, ist der Strand heute für die Pinguine gesperrt. Lediglich über Stege gelangt man zu dem Strand, um die Pinguine zu beobachten. Ich hätte ihnen den ganzen Tag beim Herumwatscheln zuschauen können.
Die Zeit drängte jedoch, denn um 18:30 Uhr waren wir mit der ganzen Crew im Hotel verabredet, um gemeinsam zu unserem Weihnachtsessen aufzubrechen. Und während in Deutschland viele unserer Familien vermutlich auf dem Weg zum Weihnachtsgottesdienst waren, fuhren wir über die Küstenstraße zurück zum Hotel, sahen dabei noch beeindruckende Villen direkt an der Küste und konnten die traumhafte Landschaft bewundern.
Im Hotel hatten wir noch 30 Minuten Zeit, uns schnell umzuziehen. Ich stellte fest, dass ich mir einen heftigen Sonnenbrand geholt hatte. Laura ging es leider nicht anders. Wir hatten die afrikanische Sonne ein wenig unterschätzt. Jedoch wird es vermutlich der vorerst letzte Sonnenbrand an Heiligabend gewesen sein.
Nach einem Crewfoto in der Hotellobby fuhren wir nach Camps Bay, wo wir im Steak Restaurant Hussar Grill einen Tisch reserviert hatten. Unser Kapitän und der Purser hielten noch eine kurze Weihnachtsansprache und es kam nun auch bei uns – weit entfernt von zuhause, bei Außentemperaturen von 25 Grad Celsius – Weihnachtsstimmung auf. Wir verbrachten einen tollen und lustigen Heiligabend zusammen, mit guten Gesprächen und noch besserem Essen.
Noch nie in meinem Leben habe ich so gutes Fleisch gegessen!
Nach dem Dessert – einem Schokokuchen mit flüssigem Kern – zogen wir mit ein paar Kollegen noch weiter, um das Nachtleben von Camps Bay kennenzulernen.
Am Morgen des 25.12. kauften wir uns ein Tagesticket für einen Hop on-Hop-off Bus. Die Haltestellen des Busses waren an beliebten Touristenzielen gelegen, sodass man jederzeit bequem dort aussteigen oder immerhin einen Blick darauf erhaschen konnte, wenn man – so wie wir – nur wenig Zeit in Kapstadt hatte.
Wir verbrachten einige Zeit in Kirstenbosch, Kapstadts Botanischem Garten, in dem viele Familien an diesem Weihnachtsmorgen picknickten. Von unserer nächsten Station, der Bird World, einem Vogel- und Kleintierpark mit über 3000 Tierarten, waren wir besonders begeistert.
Eine Freundin hatte mir ans Herz gelegt, in Kapstadt unbedingt Sushi essen zu gehen. Und so folgten wir am Abend ihrer Empfehlung und gingen in einem Restaurant an der Waterfront Sushi essen. Und was soll ich sagen? Ich habe selten so frisches und leckeres Sushi gegessen wie in Kapstadt!
Der 26.12.2017 war leider auch schon unser Abreisetag. Unser Pick up am Hotel war für den Nachmittag angesetzt. Eigentlich hatten Laura und ich geplant, mit der Seilbahn auf den Tafelberg zu fahren, welcher an diesem Tag aber leider aufgrund von zu starkem Wind geschlossen hatte. Deshalb fuhren wir noch einmal zur Waterfront. Wir entdeckten einen Markt mit vielen kleinen Ständen und kauften noch ein paar Mitbringsel für unsere Lieben zuhause ein.
Und dann hieß es mit einem weinenden und einem lachenden Augen auch schon wieder: „Cabin crew, prepare for departure!“
Für mich wird es ganz sicher nicht das letzte Mal in Cape Town gewesen sein. Ich komme ganz bald zurück! Diese vier Tage haben gereicht, dass ich mich vollkommen in diese Stadt verliebt habe. Die Lage direkt am Meer, die tollen Strände, hohen Klippen, die Natur mit ihren Tier- und Pflanzenarten, die wir hier in Deutschland gar nicht kennen, das leckere Essen und die extrem hilfsbereiten und herzlichen Menschen in dieser Stadt sind eine weitere Reise (oder auch mehrere) so wert. Ich kann es kaum erwarten! Und wer sich die Bilder angeschaut hat, wird sehen, dass ich mit Worten gar nicht beschreiben kann, wie schön Kapstadt wirklich ist.
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Bis bald, eure Elisabeth