Computerprogramme, ohne die nichts geht (oder fliegt)

Hallo,

als “IT-ler” darf ich euch Einblicke in einen Lufthansa-Bereich geben, der nicht direkt bei den Flugzeugen zu finden ist. Damit eine Fluggesellschaft funktioniert, muss ja auch viel hinter den Kulissen passieren, und ganz wichtig sind da Computersysteme und -programme: sie machen all die Abläufe in der großen Lufthansa-Welt erst möglich, ob Flugbetrieb oder Verkauf, Abrechnung oder Kommunikation. In meiner Abteilung kümmern wir uns um die Systeme fürs Revenue Management – dieses spannende Thema erkläre ich gleich! In weiteren Beiträgen stelle ich später auch Kollegen aus anderen IT-Bereichen vor.

Oft wird Software von großen Anbietern gekauft und so angepasst, dass sie in die Lufthansa-Systemwelt hineinpasst. Manches wird aber auch selbst entwickelt. Zum Beispiel, weil unsere Bedürfnisse so speziell sind, dass keine Standardsoftware sie abdecken kann. Oder weil es um Programme geht, deren Qualität und Raffinesse helfen sollen, uns von der Konkurrenz abzusetzen! Ja, es gibt ein paar entscheidende Softwaresysteme in einer Fluggesellschaft, von denen der Erfolg der Firma abhängt. Neben der tollen Arbeit der weltweiten Kolleginnen und Kollegen natürlich! 🙂

Vor dem Bildschirm
Trotz vieler Gespräche mit Kollegen findet die meiste Arbeit doch vor dem Bildschirm statt.

So ein Bereich ist das Revenue Management, für dessen Systeme ich mitverantwortlich bin. Was also ist Revenue Management? Es geht darum, die Sitzplätze auf unseren Flügen zu einem möglichst guten Preis zu verkaufen. Klingt einfach, ist es aber nicht. Von den vielen Buchungsanfragen für unsere Flüge wollen wir nur die zusagen, die uns den besten Erlös bringen, logisch. Vergeben wir die Sitze auf einem Flug billig an diejenigen, die zuerst buchen wollen, müssen wir später vielleicht Passagieren absagen, die für die gleichen Plätze mehr bezahlen würden: schlecht. Setzen wir den Preis für die Plätze dagegen so hoch, dass viele Leute lieber auf andere Flüge ausweichen, bleiben am Ende Plätze leer: auch schlecht. Wie macht man es also richtig?

Grob gesagt, braucht man dafür zwei sehr komplizierte IT-Systeme: einen Forecaster und einen Optimierer. Der Forecaster sagt voraus, wie viel Nachfrage es auf einem bestimmten Flug geben wird, und zu welchem Preis. Dazu sammelt er große Mengen an Daten und wertet sie aus: Wie viele Passagiere sind in der Vergangenheit mit uns auf dieser Strecke geflogen? An welchem Wochentag, zu welcher Uhrzeit? Hatten sie einen Anschlussflug vorher oder nachher, und was haben sie bezahlt? Wann gingen die Flüge – waren da vielleicht gerade Ferien, ein Feiertag oder eine Messe? Durch die Analyse solcher Daten wird eine Prognose erstellt, mit wie viel Nachfrage man auf einem bestimmten künftigen Flug rechnen kann.

Analyse
Machen die Programme das, was sie sollen? Analyse der Ergebnisse gehört immer dazu.

Das ist aber erst die halbe Wahrheit. Wenn ich weiß, wie viele Passagiere welcher Art in Zukunft mit uns fliegen wollen, muss ich immer noch entscheiden, welche davon ich mitnehmen will. Das ist deshalb kompliziert, weil das ganze Flugnetz zusammenhängt: Lehne ich einen Passagier auf der Strecke Hamburg-Frankfurt ab, dann wird er auch nicht mit mir weiterfliegen von Frankfurt nach New York. Vielleicht gibt es aber einen anderen, der von Budapest über Frankfurt nach New York fliegen will und der sogar lohnender für mich ist? Für diese Netzoptimierung läuft ein spezielles Computersystem auf mehreren Servern einige Stunden lang – jede Nacht.

Natürlich machen andere Fluggesellschaften das Gleiche, und jede versucht es besser hinzukriegen. Denn wenn ich aus meinem Sitzangebot nur ein Prozent mehr Erlös heraushole, macht das im Jahr zig Millionen Euro aus! Darum werden diese IT-Systeme ständig weiterentwickelt, werden immer raffinierter und mächtiger im Wettlauf der Konkurrenten. Es ist spannend, daran mitzuarbeiten – durch Weiterentwicklung der IT, aber auch im Zusammenspiel mit den anderen Spezialisten, die daran beteiligt sind. Mal sitzt man mit Mathematikern zusammen, die sich neue Formeln ausdenken, dann mit dem Vertrieb, der das Preissystem verändern will, das nächste Mal mit den IT-Kollegen, die gerade an der Buchungs-Website arbeiten oder mit der Flottenplanung, die neue Flugzeuge einführen will.

Büro
In manchen Bereichen arbeitet man in Team-Büros, in anderen im Großraum. Home Office wird immer wichtiger.

In Projektteams arbeitet man mit „alten Hasen“ und „jungen Wilden“ aus ganz verschiedenen Bereichen zusammen, um gemeinsam etwas Gutes auf die Beine zu stellen. Mal entspannt und mal mit Zeitdruck, aber immer engagiert und konstruktiv für die gemeinsame Sache. Und oft ganz nah an den aktuellsten Entwicklungen der IT-Welt … aber dazu später mehr!

Kabelsalat
Laptop-Arbeitsplätze sind Standard. Die großen Server im Hintergrund sieht man nicht.