Liebe Fliegerei, das hier ist ein thematischer Rückblick, aber auch vor allem eins: ein Liebesbrief.  

Wo alles anfing? Na, genau hier: Be Lufthansa. Vor etwas mehr als 2 Jahren schickte ich die Bewerbung raus, am 31. Januar 2016 der Tag, an dem ich Flugbegleiterin wurde.

Das Gefühl hat gleich gestimmt, von einem anfangs leisen „Komm schon, trau dich, bewirb dich mal…“, zu einem „Ja, hier bin ich richtig.“ zu einem sehr eindeutigen „Welt der Fliegerei – ich liebe dich.“

2 Jahre sind verflogen – im wahrsten Sinne des Wortes. Ich lade euch ein, mit mir zurückzuschauen auf meine persönlichen Hoch- und Tiefpunkte.

Maus-Flieger
Verliebt in die Flieger-Maus

Der Anfang

Einweisungsflug mit der Lehrgangskollegin
Einweisungsflug mit der Lehrgangskollegin

Ich erinnere mich kaum an meinen ersten Flug. Die Crew, die Gäste, der Flugverlauf. Nein, denn da ist vor allem eins: Die Erinnerung an den Weg dorthin. Es war Ende Dezember, bitterkalt, ich wurde gefahren. Und in mir hat sich die Angst und Nervosität überschlagen, vor allem davor, etwas nicht zu wissen, einen Fehler zu machen.

Eine Kollegin aus dem Lehrgang dabeihaben zu können, hat mir unglaublich viel Mut gemacht. Ehe wir es uns versahen, waren wir schon wieder zurück an der LH Basis mit den berühmten selbstgebastelten Ketten im ersten „nach dem Flug-Feierabend“ unseres Lebens. Ziemlich geschafft, aber verdammt glücklich.

 

Die Lieblingsaussicht

Gibraltar
Links: Marokko; Rechts: Spanien

Ich kann für mich eine Sache sagen: Die Faszination, aus dem Fenster zu schauen, hört nicht auf. Die Triebwerke über den Wolken schwebend, Sonnenauf- und Untergänge, Aussichten aus dem Cockpit, der Flug über die schneebedeckten Alpen, finnische Nadelwälder gespickt mit Seen, die Skyline im Anflug auf Frankfurt, oder entlang einer Küste.

Es gibt immer Momente, in denen Zeit ist rauszuschauen. Schon das Blinken der Tragflächen im Dunkel hat seinen Zauber. Und dann kam diesen Januar meine Lieblingsaussicht: Die Straße von Gibraltar, Afrika und Europa gemeinsam, von oben und unvergesslich.

 

Die Sache mit dem Wecker

Zusammen aufstehen ist ok
Zusammen aufstehen ist schöner als alleine!

Meine größte Befürchtung für mich ist nicht eingetreten. Ich dachte im ersten Jahr immer: Bitte, lass mich nie verschlafen. Passiert ist genau das Gegenteil: Wenn ich sehr früh raus muss, bin ich meistens schon zu früh wach. Meistens kombiniert mit der Tatsache, dass ich sowieso die Nacht nicht besonders gut schlafen konnte. Die schlimmsten Weckzeiten sind für mich die, bei denen einem der Zeitunterschied den Strich durch die Rechnung macht. Und man zur deutschen Zeit dann aufsteht, wann man sonst schlafen geht.

 

Die schlimmste Sache im Layover

Schattenseite
nicht schön

Wer mit offenen Augen reist, sich für Land und Leute interessiert, der sieht sie irgendwann. Dinge, die einen schockieren, bewegen, berühren. Ich finde, dass das zum Fliegen dazugehört: Hinzuschauen. Sehen, wie es ist, sich zuhause an die eigene Nase zu fassen, zu überlegen, was man tun kann. Dankbarkeit zu empfinden und zu schätzen wissen, was wir hier alles haben.

Vor 2 Jahren ging mein erster Flug nach Kuala Lumpur, gleichzeitig einige der letzten Flüge dorthin. Wir waren an einem Fluß, auf dem man mit kleinen Booten in die Mangroven fahren und im Dunkeln Glückwürmchen beobachten konnte – wunderschön! Die Natur beeindruckend und einmalig. Und 2 Meter hinter den Häusern, die ins Wasser gebaut wurden, entdeckten wir folgendes: Müll im Wasser schwimmend, soweit das Auge reicht. Achtlos aus den Häusern aus dem Fenster geworfen.

 

Die Lieblingskollegin

Vor 2 Jahren im LAT: noch Unbekannte und doch schon Freunde
Vor 2 Jahren im LAT: noch Unbekannte und doch schon Freunde

Ich stelle mir vor, wie sie im Lehrgang hätten sagen können:

Schauen sie einmal nach links und einmal nach rechts. Es besteht die Möglichkeit, dass sie mit einer Person hier später mal im Schaukelstuhl am Meer sitzen.

Der Lehrgang schweißt zusammen und auch heute tauschen wir uns regelmäßig aus. Viele haben das Glück, dort oder im späteren Alltag des Fliegens wunderbare Freundschaften zu schließen. Vor mir stand damals Lisa, als Halbitalienerin frisch aus Rom ausgewandert, und ja, ich bin mir sicher, irgendwann sitzen wir im Schaukelstuhl zusammen. Kürzlich haben wir zumindest schonmal unsere Flieger-WG gegründet!

 

Das Lieblingslayover

Sommer im Central Park
Sommer im Central Park

Fast jeder hat es, die Lieblingsdestination. Nach 2 Jahren kann ich sagen: Ich war noch immer nicht überall. Der Zwischenstand sagt folgendes. Chicago und Mumbai. Weshalb? Diese Städte haben mich am meisten überrascht. Von beiden mag ich noch so viel mehr sehen. Die Orte, das Essen, die Menschen kennenlernen. Neben den vielen tollen Städten, lernt man irgendwann aber vor allem eins: Die Freude darüber, nach Hause zu kommen. Zumindest ich gebe zu, meine Lieblingsstation auf der ganzen Welt ist Zuhause. Achja, und New York, immer schon, und für immer.

 

Die Sache mit dem Kaffee

Coffee-in between-flights
Coffee in between flights

Eine gute Sache am Kaffee ist die Tatsache, dass er hilft, wenn man müde ist. Aber von diesem Kaffee bzw. Kaffeetrinken rede ich nicht. Ich meine viel eher diesen Kaffee-Moment: Kurzstrecke, anstrengende Flüge, stressiger Tag. In Frankfurt ist schlechtes Wetter, es regnet oder ist kalt. Man fliegt nach Rom, wo die Sonne scheint, man wäre nur allzu gerne ausgestiegen, muss aber wieder zurück. In ein paar Minuten sogar schon. Und dann läuft ein Kollege los und besorgt für die Crew waschechten italienischen Cappuccino, man steht draußen auf der Fluggasttreppe und blinzelt kurz in die Sonne. Das sind die Lieblingsmomente mit Kaffee.

 

Das Heimweh

Heimweh-Hund
Heimweh-Hund Lotte

Wahrscheinlich geht es allen Kollegen so oder ist ihnen so ergangen. Du fängst an zu fliegen und die Dinge ändern sich. Freundschaften kommen dazu, das ganze Umfeld erweitert sich. Etwas anderes fällt weg: Das Leben davor ohne das Fliegen, dafür aber mit der Routine. Manch eine alte Freundschaft muss man ganz anders pflegen. Mein Heimweh habe ich nach meinem Hund. Aufhören wird das wohl auch nie.

 

Die Kurzstrecke

Kurzausflug in den Elbtunnel in Hamburg
Kurzausflug in den Elbtunnel in Hamburg

Ich bin ein Fan der Kurzstrecke. Mein Hauptrequest immer eine Kurzstrecke. Ich liebe die kleinen Crews, die Abwechslung, das Tempo, wenn es mal schnell gehen muss, und ich freue mich über jede Minute und Stunde, die wir Aufenthalt haben. Auch wenn es mal nur wenig Zeit gibt, ich gehe fast immer raus, laufe durch ein paar Straßen, lasse mich gerne ein wenig treiben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man auch in kurzer Zeit einen schönen Eindruck bekommen kann. Und sich eine Stadt dann merken kann für den nächsten Kurzurlaub.

 

Das Beste und das Fazit

Die Kollegen beim Schildkröten-Spotting
Die Kollegen beim Schildkröten-Spotting

Das Beste beim Fliegen sind diese Schildkrötenbeobachter und dann kommt lange nichts und dann wieder sie. Stellvertretend für sie alle: Alle wunderbaren tollen Kollegen, die ich kennenlernen durfte, sowohl beim Arbeiten als auch im Layover.

Ihr seid großartig und ich bin immer wieder begeistert von unserem Teamgeist und was wir – auch in schwierigen Situationen – auf die Beine stellen. Ohne euch wäre der Rest nicht mal halb so schön, auch nicht in Brasilien am Meer nach Schildkröten zu suchen.
Ich freue mich immer wieder auf die spannenden Persönlichkeiten, unterschiedlichen Talente und Geschichten, die sich so für einen Flug zusammenfinden. Vor allem wegen euch allen habe ich die letzten 2 Jahre so genossen. Und kann deshalb hier und heute von mir behaupten: Ich hoffe, aus den 2 Jahren werden 5 und dann 10 und 20. Und noch viele mehr!

Eure Carina!