Ein Datenberg voll verborgener Schätze – und viele Goldgräber

Hallo,

ein neuer Blick in die bunte IT-Welt bei Lufthansa. Als „alter Hase“ habe ich mich diesmal mit einer Kollegin unterhalten, die erst seit wenigen Monaten dabei ist – und dafür sogar Land, Sprache und Kultur gewechselt hat. Ainhoa war in ihrer spanischen Heimat für Iberia Airlines tätig, hat sich dann weitergebildet und ist jetzt in einem Lufthansa-Bereich, der sich mit „big data“ befasst: den riesigen Datenmengen, die beim Geschäft einer Airline anfallen und deren intelligente Nutzung immer wichtiger für den Unternehmenserfolg wird. „Daten sind das neue Gold“, sagt Ainhoa.

Ainhoa am Arbeitsplatz
Ihren Arbeitsplatz hat Ainhoa am Frankfurter Flughafen, ihre Arbeitsergebnisse gehen in die ganze Welt.

Um das Datengold zu heben, braucht es nicht nur schlaue Programme – sondern es muss, damit die überhaupt arbeiten können, erstmal ein Zugang zu den Daten hergestellt werden. Und zu den richtigen Daten, denn nur mit Blick auf den jeweiligen Zweck lässt sich herausfinden, welche Werte überhaupt sinnvoll sind.

„Spannend ist es vor allem“, erzählt Ainhoas Abteilungsleiter Mirco Bharpalania, „weil unsere Datenschätze nicht nur Lufthansa-intern begehrt sind, sondern auch von anderen Unternehmen – vom kleinen Start-up bis zum Internetriesen Google.“ Sie alle möchten mit Informationen arbeiten, die im großen Data Warehouse von Lufthansa zu finden sind: der eine mit Flugplänen und Preisen, der andere mit Passagierzahlen, ein dritter mit Dienstplänen der Crews. Dienstpläne?? Doch, auch da stecken viele Möglichkeiten drin – etwa für Apps, die Piloten und Flugbegleitern helfen, ihren unsteten Arbeitsalltag mit allen dienstlichen und privaten Terminen unter einen Hut zu bringen.

Ainhoa mit Mirco Bharpalania
Ainhoas Chef Mirco Bharpalania hat die Bedeutung des Themas erkannt und baut dafür ein eigenes Team auf.

Das Zauberwort heißt API

Mit der immer höheren Rechenleistung und der immer schnelleren Übertragung auch großer Datenmengen entstehen neue Ideen für Anwendungen, die in Echtzeit das richtige Stück Wissen aus dem großen Datenberg herausholen oder berechnen. Bharpalania: „Lufthansa stellt externen Partnern einen Zugang über APIs (Application Programming Interfaces) zur Verfügung, aber kontrolliert und in Absprache – damit am Ende auch etwas Sinnvolles herauskommt.“ Als „API Manager“ hat Ainhoa den Überblick über die API-Welt und das technische Wissen, um Zugriffe zu den richtigen Business-Funktionen und Daten von Lufthansa zu ermöglichen.

Wenn sie solche standardisierten Schnittstellen wie aus einem Produktkatalog auswählt, passend zum Einsatzzweck und Kontext, oder sie auch neu konzipiert, dann ist das immer auch ein Stück Pionierarbeit. Denn der Boom hat begonnen, ganz viel aber wird noch in den nächsten Jahren passieren. Künstliche Intelligenz kommt zum Einsatz, um Fragen optimal zu beantworten, mathematische Modelle spüren verborgene Zusammenhänge auf, Bots kommunizieren in natürlicher Sprache mit Anwendern.

Blick in den Taunus
Das sonnige Spanien hat Ainhoa gegen den Ausblick in den Taunus eingetauscht.

So wie ein System auf Basis von IBM Watson, das dem „Station Help Center“ der Lufthansa am Flughafen ihre Fragen beantwortet und dabei ständig dazulernt. Vom besseren Wissensstand profitieren auch die Kunden. Ebenso beim Algorithmus für die Beladereihenfolge des Gepäcks: Das Modell erkennt schon vorab, welche Koffer am wahrscheinlichsten wieder ausgeladen werden müssen, weil die Besitzer nicht am Gate erscheinen – so werden diese Gepäckstücke nahe an der Ladeluke platziert, was zeitaufwändiges Ausräumen und Verspätungen vermeidet.

Ein Datenmenü von der Speisekarte

Lauter gute Ideen, man muss sie nur haben. Mutige neue Ansätze kommen etwa vom eigens dafür geschaffenen „Innovation Hub“ der Lufthansa in Berlin, mit dem Ainhoa darum auch zusammenarbeitet, neben vielen Geschäftsbereichen und IT-Kollegen. Für externe Entwickler mit tollen App-Vorschlägen gibt es ein eigenes Entwicklerportal, wo verfügbare Zugänge zu finden sind. „Denn wir öffnen nicht einfach alles für alle“, erklärt Ainhoa, „sondern wir wollen die richtigen Daten in hoher Qualität zur Verfügung stellen, schnell und kontrolliert.“

Austausch mit Kollegen
Der Austausch mit Kollegen ist wichtig – Teamfähigkeit braucht man überall.

Die Konzeption der APIs vergleicht sie mit der Zusammenstellung einer Speisekarte: „Man bestellt ja nicht alle Zutaten einzeln und hofft, dass es am Ende zusammenpasst, sondern es sind schon verschiedene Gerichte vorgegeben, unter denen ich auswählen kann.“ Damit die Datenspeise am Ende auch „schmackhaft“ ist, müssen Ainhoa und ihre Kollegen – weitere werden gerade gesucht – die Bedürfnisse von Partnern und Kunden verstehen und mit den Möglichkeiten und Daten von Lufthansa zusammenbringen. An der Fliegerei mit all ihren Facetten ist das Team darum ganz nah dran.

Neue Dinge möglich machen – dadurch wird diese Arbeit an der Schnittstelle von IT und Luftverkehr aufregend. Und auch durch die Zusammenarbeit: Mit Partnern innerhalb und außerhalb von Lufthansa, mit der Entwickler-Community, mit anderen Fluggesellschaften oder großen Verbänden wie IATA. „Denn noch gibt es keine Standards in diesem Bereich“, erklärt Ainhoa. „Wir schaffen sie erst durch das, was wir entscheiden, bereitstellen und mit anderen abstimmen.“

Spaß an der Arbeit
Spaß an der Arbeit: Am Schnittpunkt von IT und Luftverkehr arbeitet Ainhoa mit an der Gestaltung der Zukunft.

Ursprünglich Telekommunikations-Ingenieurin, hat sich die Kollegin in verschiedene Richtungen fortgebildet: IT und Management, Luftverkehr und Datenmanagement. Eine Zeit lang hat sie als Beraterin gearbeitet, griff aber zu, als sie die Stelle bei Lufthansa angeboten bekam. „Diese Mischung von Business und IT ist genau das, was ich machen wollte.“ Jetzt lebt sie in Frankfurt, lernt nebenher Deutsch und freut sich über die freundliche Aufnahme: „Die Kollegen sind alle sehr offen und unterstützen mich, darum macht die Arbeit viel Spaß.“ Sie weiß: Der Analyse von „big data“ und den APIs gehört die Zukunft – und sie ist dabei.