Hallo zusammen,
in meinem letzten Blogeintrag im März habe ich euch noch über das Erlangen des Sprechfunkzeugnisses berichtet, was mit Sicherheit ein kleiner Meilenstein in unserer zweijährigen Pilotenausbildung bei der European Flight Academy ist, jedoch in keinster Weise mit dem zu vergleichen, worüber ich euch heute berichten darf: meinem ersten SOLOFLUG.
Bevor wir allerdings unseren ersten Alleinflug bestreiten dürfen, müssen wir einen sogenannten „Pre-Solo Checkflug“ absolvieren, in dem wir u.a. die erlernten Manöver fliegen müssen, von denen euch Patrick im letzten Eintrag erzählt hat. Hinzu kommen simulierte Motorausfälle und natürlich diverse Landungen. Solch ein Checkflug ist vergleichbar mit einer praktischen Führerscheinprüfung, nur mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass man beim Autofahren selten nebenbei noch funken, Checklisten abarbeiten, vorgegebene Höhen und Kurse halten und im Idealfall auch nicht landen muss. 😉
Nun aber zurück zu meinem ersten Solo, nachdem der Checkflug bestanden war. Mit knapp 20 Flugstunden und 50 Landungen auf dem Buckel bin ich zusammen mit meinem Fluglehrer nach Mobile – dem privaten Trainingsflughafen der Lufthansa etwa 15 Flugminuten von Goodyear – geflogen. Damit mein Fluglehrer sehen konnte, dass ich an dem Tag nicht mit dem falschen Bein aufgestanden bin, sind wir „zum Warmwerden“ noch einmal ein paar Platzrunden zusammen geflogen. Dann kam der große Moment und ich sollte zu den Parkpositionen rollen, sodass der Fluglehrer mit einem Funkgerät ausgestattet das Flugzeug verlassen konnte.
Nun hieß es endlich: „MOBILE TRAFFIC CIRRUS 836EF SOLOSTUDENT LINING UP ON RUNWAY 27 FOR LEFT CLOSED TRAFFIC MOBILE”, auf die Piste rollen, Schubhebel nach vorne und bei 71 Knoten (ca. 130 km/h) abheben. Die Anspannung, die vielleicht beim Rollen zur Startbahn noch da war, hat sich im Moment des Abhebens wortwörtlich in Luft aufgelöst. Man ist so konzentriert das Erlernte umzusetzen und hat gar keine Zeit darüber nachzudenken, dass das gewohnte Backup mit dem Namen Fluglehrer nicht neben einem sitzt und man nun selbst dafür verantwortlich ist wieder sicher zu landen. Gleichzeitig ist es ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man ein Flugzeug ganz alleine steuert und ich spreche hier sicherlich für alle, wenn ich behaupte, dass man seinen ersten Alleinflug für immer in Erinnerung behalten wird!
Im ersten Solo standen nur Platzrunden auf dem Programm und so bin ich eine Dreiviertelstunde und vier Landungen später wieder zur Parkposition von Mobile gerollt, um meinen Fluglehrer aufzusammeln und im Anschluss nach Goodyear zurückzufliegen. Hier wurde ich dann von meinen Kurskollegen empfangen, die schon darauf warteten eine weitere von zahlreichen Flugschultraditionen zu pflegen. Jeder Solo-Absolvent wird nämlich von seinen Kurskollegen vom Flugzeug zum Pool getragen (der Boden darf unter keinen Umständen berührt werden), um in voller Montur ins Wasser hineingeschmissen zu werden. Bei 43°C Außentemperatur ist dies auf jeden Fall eine Tradition, die man mit Freude über sich ergehen lassen kann. 😉
Ich hoffe mein kleiner Einblick in die Ausbildung hier in den USA hat euch gefallen. In der nächsten Woche wird euch Nico dann über unsere Freizeitgestaltung, genauer gesagt über unseren Roadtrip nach San Diego berichten.
Schöne Grüße aus Goodyear 🙂
Euer Oli