Meine Erfahrungen aus der ersten Theoriephase an der European Flight Academy

Servus an alle Blogleser, liebe Grüße aus der Flugschule in Bremen.

Mein Name ist Lennart und ich habe im August 2018 zusammen mit meinem Kurs LHG12 die Schulung zum Verkehrsflugzeugführer an der European Flight Academy in Bremen begonnen. Nach mittlerweile sechs Monaten haben wir erfolgreich unsere ersten großen Prüfungen abgelegt, welche hier oben „die Internen I“ genannt werden. Bei diesen Prüfungen wurden an vier Tagen sämtliche bisher behandelte Unterrichtsinhalte abgeprüft. Nach diesem Schritt stehen für uns als nächstes zwei Wochen Urlaub an, allerdings möchte ich Euch trotzdem etwas von meinen Erfahrungen der jetzt beendeten Theoriephase I erzählen.

Noch ein paar Sätze über mich. Ich bin aktuell 19 Jahre alt, komme aus der Nähe von Braunschweig und bin der Jüngste bei uns im Kurs. Ich bin bis 2017 zur Schule gegangen und habe mein Abitur im Mai 2017 erhalten. Danach habe ich mich weiterhin mit der Fliegerei beschäftigt, musste aber bis zu meinem 18. Geburtstag warten, um mich zu bewerben. Um diese Zeit zu überbrücken habe ich begonnen, Wirtschaftsingenieurswesen zu studieren. Als sich mir jedoch der Weg an die European Flight Academy öffnete, exmatrikulierte ich nach einem erfolgreichen ersten Semester.

Alles begann für unseren Kurs im August. Wir waren ein Kurs von 24 jungen Menschen, die drauf und dran waren, sich selbst einen Lebenstraum zu erfüllen. Die Schulung begann und die Tage vergingen rasend schnell. Sehr schnell bildete sich aus dieser Gruppe eine geformte Gemeinschaft, die im Team arbeitet und für einander da ist. Das empfinde ich als besonders und wirklich einzigartig.

Neben dem ganzen Lernen traf man sich auch außerhalb des Unterrichts häufig zum Sport, zum gemütlichen Grillen oder auch bei gutem Wetter am Werdersee. Neben den Lehrsälen, welche uns Schülern die gesamte Zeit zur Verfügung stehen, bietet das Schulgelände sehr gute Möglichkeiten, Sport zu machen – auf den Sportplätzen oder in der Sporthalle – oder gemeinsam Zeit zu verbringen.

In der Freizeit wird sich schon auf die Praxisphase vorbereitet

Was aber haben wir alles bis jetzt in der ersten Theoriephase gelernt? Wir begannen mit einer kleinen Einführung in mehrere Fächer, die das Pilotenhandwerk umfasst. Darunter waren in den ersten Wochen Meteorologie, Physik und Aerodynamik sowie die Vermittlung von Grundlagen der Navigation. Nach ungefähr vier Wochen standen bei uns neue Fächer auf dem Stundenplan, dazu gehörten unter anderem Elektrotechnik und Instrumente. In Letzterem haben wir uns hauptsächlich mit den wichtigsten Komponenten und Systemen im Cockpit beschäftigt. Außerdem haben wir gelernt, wie die meisten Instrumente funktionieren und welche Fehler durch diverse Quellen entstehen können und wie man diese ausgleichen kann. Darüber hinaus haben wir uns in Meteorologie weiter mit Fluggefahren, Wetterkunde, Wetterinformationsdiensten und praktischer Interpretation von Wolken und Karten beschäftigt. Neben diesen Fächern haben wir viele technische Aspekte vom Fliegen behandelt, dazu gehören der Aufbau und die Funktionsweise von Flugzeugen in Fächern wie „Airframes and Systems“, die Struktur von Propellermotoren für Kleinflugzeuge in „Powerplant“ und „Performance“.

Neben den sehr umfassenden theoretischen Fächern wird an der European Flight Academy allerdings auch schon sehr früh auf den Menschen als Faktor in der Fliegerei eingegangen. Dies wird im Rahmen des Unterrichtsfaches „Human Performance“ sehr genau besprochen. Wie können wir Limitationen der menschlichen Leistungsfähigkeit in der Fliegerei berücksichtigen? Unter welchen Umständen ist ein Pilot in der Lage die maximale und beste Leistung für die Flugabwicklung und Sicherheit zu erbringen? Und wie sollte ein Pilot im Cockpit mit seinem Kollegen zusammen arbeiten. All diese Fragen und viele mehr werden unter der Leitung eines eigenen Psychologenteam bearbeitet und man wird bestens auf den Pilotenberuf vorbereitet.

Die erste Theoriephase bezieht sich dabei hauptsächlich auf die Grundlagen und die Theorie zum Fliegen kleinerer und einmotorigen Maschinen, wohingegen sich die zweite Ausbildungsphase auf “Large Aircraft” bezieht.

Neben allen theoretischen Aspekten haben wir aber auch schon sehr wichtige praktische Schritte und Prüfungen auf unserem Weg an der Flugschule bestanden. Wie in einem früheren Blog von uns schon zu lesen war, haben wir bereits das „Beschränkt Gültige Sprechfunkzeugnis I für den Flugfunkdienst” (BZF I) an der Bundesnetzagentur abgelegt. Dadurch haben wir bereits wichtige Fähigkeiten im Bereich der Sprechfunkkommunikation unter Sichtflugregeln in deutscher und englischer Sprache unter Beweis gestellt. Die Sprechfunkkommunikation wird auch weiterhin Teil des Unterrichts bleiben und in der zweiten Theoriephase dann noch mit dem Erwerb des „Allgemein Gültigen Sprechfunkzeugnisses für den Flugfunkdienst“ (AZF) beendet. Das ist für mich immer etwas ganz besonderes, und ich fühle mich dabei schon ein wenig wie in einem echten Flugzeug, wenn wir in Bremen die Kopfhörer aufsetzen und mit den Lehrern das Funken trainieren.

Der zweite praktische Schritt, den wir auch schon erfolgreich hinter uns haben, ist die Leistungsüberprüfung der englischen Sprache. Hierbei wird überprüft wie gut man sich in der Sprache ausdrücken kann, denn Englisch ist die international gültige Sprache im Sprechfunk der zivilen Luftfahrt.

Abschliessend bleibt für mich nur noch zu sagen, dass ich froh bin, diesen Weg gegangen zu sein. Diese Ausbildung ist sehr anstrengend, da sie sehr viel Wissen in einer sehr kurzen Zeit vermittelt. Allerdings könnte das Lernklima an der Schule keinesfalls besser sein. Angekommen in der Schule hat man direkt einen sehr starken Gruppenzusammenhalt mit dem gesamten Kurs, den ich aus dem Studium davor nicht gewöhnt war. Es wird von Tag eins an zusammen gelernt und sich ausgetauscht, Probleme werden gemeinsam besprochen und jeder kümmert sich mit um die anderen.

Der LHG 12 glücklich nach bestandenen Prüfungen

Ich hoffe, wir können euch mit unseren Beiträgen weiterhin viele gute Einblicke in unseren Alltag und unsere Schulung geben.

Bis ganz bald in Bremen

Lennart