Hallo zusammen,

ich bin Mario, 27 Jahre alt und komme aus Bingen am Rhein im schönen Rheinhessen und auch ich bin Teil des LHG 5 an der European Flight Academy in Bremen. Schon als kleines Kind interessierte ich mich für die Fliegerei, weshalb ich mich im Alter von 17 Jahren dazu entschlossen habe, meinen Segelflugschein zu machen. Meine Berufsgrunduntersuchung bei der Lufthansa habe ich bereits im Jahr 2014 bestanden, jedoch war danach leider erst einmal Schluss mit den Auswahlverfahren, sodass auch für mich eine längere Wartezeit entstand, bis ich den nächsten Auswahlschritt durchlaufen konnte. Zwischenzeitlich habe ich mein Maschinenbaustudium abgeschlossen und bereits erste Berufserfahrungen in der Automobilindustrie gesammelt, bevor ich im September 2017 meine Group-Qualifikation antreten konnte und diese bestanden habe. Nach über drei Jahren Wartezeit ging nun alles ganz schnell, sodass ich mit etwas Organisationsaufwand und der Unterstützung der Schülerbetreuung in Bremen bereits im Oktober meine Schulung an der Verkehrsfliegerschule beginnen konnte.

Nachdem euch Oli im letzten Blogeintrag über unsere Funkprüfung berichtet hat, möchte ich euch unter anderem etwas über die darauf folgende Englischsprachprüfung erzählen, welche ihr benötigt um in englischer Sprache funken zu dürfen. Der Gesetzgeber fordert den Sprachlevel ICAO 4, aber was erwartet euch in so einer Prüfung? – Im Prinzip wird lediglich überprüft, ob euer Verständnis ein ausreichendes Niveau hat und ein Gespräch mit luftfahrtbezogenen Themen mit euch geführt werden kann. So haben wir 12 Hörbeispiele bekommen und mussten anschließend auf einem Fragebogen die Antwort ankreuzen, welche den Inhalt des Hörbeispiels treffend darstellt. Im anschließenden Gespräch mit dem Sprachprüfer wurden wir verschiedene Dinge rund um das Thema Luftfahrt gefragt, wobei nicht das fachliche Wissen prüfungsrelevant war, sondern wie gut man sich miteinander verständigen konnte. So ist es kein Problem, wenn ihr einen A380 fälschlicherweise als Boeing 747 identifiziert habt. Alles in allem war dies eine machbare Prüfung, welche auch mit gutem „Schulenglisch“ zu bestehen ist. Erfreulicherweise haben alle Kursteilnehmer des LHG 5 an diesem Tag bestanden 🙂

Mit jeder weiteren bestandenen Zwischenprüfung rücken auch unsere ersten internen Prüfungen näher, in welchen wir das erste Mal unter Beweis stellen müssen, was wir bereits alles gelernt haben. Das heißt aber auch, dass unsere erste Flugphase in Phoenix immer näher rückt und damit einhergehend auch der vorbereitende Unterricht für die etwas „praktischeren“ Fächer, wie zum Beispiel: Flight Planning. – Die Flugplanung wird uns in Phoenix regelmäßig beschäftigen. Ganz am Anfang einer jeden Flugplanung gilt es, sich auf der zu fliegenden Strecke markante Waypoints auszusuchen. Dabei muss man beachten, dass nicht jeder Waypoint gleichermaßen geeignet ist. So wäre zum Beispiel in Deutschland ein Fluss eine markante Orientierungshilfe für die Sichtflugnavigation, in der Wüste von Arizona ist das ausgetrocknete Flussbett jedoch kaum vom umliegenden Gelände zu unterscheiden. Hier bieten sich deshalb die verstreuten Flugplätze und die Highways zur Orientierung an.

Kartenarbeit bei der Flugplanung

Sind die Waypoints bestimmt, die Kurslinien in die Karte gezeichnet und die Höhen bestimmt, in welchen man frei von Hindernissen fliegen kann, folgen die Zeit- und damit einhergehenden Spritberechnungen für den Flug. Dabei ist es wichtig, auch die Windverhältnisse zu berücksichtigen, um ein Abdriften vom gewünschten Kurs von vornherein zu verhindern und eventuell etwas mehr Sprit zu tanken, wenn lange Streckenabschnitte mit Gegenwind geflogen werden müssen. Um die Flugplanung in übersichtlicher Form dabei zu haben, werden alle gesammelten Informationen für jeden einzelnen Streckenabschnitt in einem sogenannten Flight Log eingetragen, damit ist der erste und einer der wichtigsten Schritte für den Überlandflug erledigt.

Flight Log

Um einen Flug sicher durchführen und planen zu können, müssen aber noch viele weitere Dinge beachtet werden. Im Fach Performance wird uns unter anderem beigebracht, wie die Startstreckenberechnung unter Beachtung der Motorleistung des Flugzeuges durchgeführt wird. Auch die Spritberechnung für die einzelnen Flugphasen, wie Start, Reiseflug und Landeanflug wird hier ausführlich erläutert. Viele weitere Parameter wie die Temperatur, die Höhe des Flugplatzes oder das Gewicht des Flugzeuges müssen berücksichtigt werden. Eine spannende Frage dabei ist, ob der Start mit einem Hindernis in der Umgebung glückt oder nicht 😉 Um dabei nicht den Überblick zu verlieren bekommen wir auch den Umgang mit den entsprechenden Tabellen und Diagrammen beigebracht.

Diagramm zur Bestimmung der Take-Off Distance

Wie für viele Fächer gilt auch hier: Übung macht den Meister! Am Anfang fällt es allen schwer, da hierfür schon viel von dem gelernten Wissen angewendet wird, aber mit der Zeit klappt es immer besser und es fängt an Spaß zu machen – Die Vorfreude, endlich selbst zu fliegen steigt immer weiter.

Ich hoffe, ich konnte euch einen weiteren kleinen Einblick in unsere Schulung geben und euch für das Fliegen motivieren.

Wir sehen uns an der Flugschule in Bremen!

Bis dahin,

Euer Mario