Der harte Weg ins Airline-Cockpit

Servus zusammen,

mein Name ist Patrick, ich bin 28 Jahre alt und bin wie Dennis, Oscar und Bine ebenfalls Teil des LHG 5 Kurses an der European Flight Academy (EFA) in Bremen. In den letzten Beiträgen konntet Ihr schon ein paar Einblicke bekommen, die den allgemeinen Ablauf der Ausbildung, die Wohnsituation in Bremen und unsere Aktivitäten außerhalb des Schulalltages betreffen. Im heutigen Beitrag werde ich Euch unseren Lern- und Schulalltag in der Theorie Phase 1 etwas genauer erläutern, zuvor jedoch noch ein paar Worte zu meiner Person.

 

Ich komme aus dem Raum Augsburg im schönen Bayern. Der Berufswunsch Pilot stand für mich – wie für die meisten – schon in frühen Kindheit fest. Bedingt durch meinen Vater, kam ich schon sehr früh mit der Fliegerei in Kontakt und verbrachte somit viel Zeit an meinem heimischen Flugplatz. Schon als Kind hatte mich der Virus “Fliegerei” gepackt und auch nicht mehr los gelassen. So war es nur eine logische Konsequenz, dass ich – als es das Alter erlaubte –  meine erste Fluglizenz erwarb und nach und nach weitere Lizenzen sammelte, wie beispielsweise die Kunstfluglizenz. Einen großen Anteil meiner Freizeit neben Studium und Arbeit widmete ich dem Absetzen von Fallschirmspringern, was ich über viele Jahre ehrenamtlich intensiv betrieben habe, aber aktuell leider – aufgrund der Theoriephase in Bremen – etwas zu kurz kommt. Nach dem Abitur führte mein Weg aber nicht direkt zur Bewerbung -damals noch bei der Lufthansa – zur Ausbildung zum Verkehrsflugzeugführer. Ich habe mich zu erst für ein Maschinenbaustudium an der Hochschule Augsburg entschieden. Nach meinem Bachelor-Abschluss absolvierte ich den ersten Teil des DLR-Auswahlverfahrens in Hamburg. Leider wurde genau zu diesem Zeitpunkt die komplette Pilotenausbildung vorerst gestoppt und mein Termin für den zweiten Teil des DLR-Auswahlverfahrens somit auf ungewisse Zeit verschoben. Da zu diesem Zeitpunkt nicht klar, wie lange und ob es überhaupt noch zum zweiten Teil des DLR-Tests kommen sollte, machte ich in der Zwischenzeit meinen Master in Maschinenbau und began folglich eine Industriepromotion in der Automobilindustrie in der Crashentwicklung. Doch wie man immer so schön sagt “unverhofft kommt oft”, gab es plötzlich Neuigkeiten aus Bremen und ich wurde überraschend und kurzfristig nach Hamburg zum DLR eingeladen und konnte meinen zweiten Teil des anspruchsvollen Auswahlverfahren absolvieren und habe  – Gott sei Dank – bestanden. Somit stand für mich klar meine Promotion auf Eis zu legen und an die Flugschule nach Bremen zu gehen, um meinen Kindheitstraum wahr werden zu lassen. Aber nun genug zu meiner Person 😉

 

Freiezeit-Spaß beim Absetzen von Fallschirmspringern

 

Wie einleitend schon angedeutet, möchte ich Euch einen kleinen Einblick in unseren Lern- und Schulalltag geben. In der ersten Theoriephase in Bremen werden alle notwendigen Kenntnisse vermittelt, die für unsere erste Flugphase in Phoenix benötigen. Hierzu gehören Themengebiete wie Meteorologie, Technik, und Navigation. Insgesamt umfasst die Theorieausbildung 14 verschiedene Fächer. Nach jedem Ende einer Theoriephase müssen wir in internen Prüfungen unser Wissen unter Beweis stellen. In unserem Fall steht die nächste interne Prüfung vor unserem Abflug nach Phoenix an. Doch wie sieht den ein klassischer Tag an der EFA Bremen für uns Schüler aus? Das möchte ich Euch exemplarisch an zwei unserer Fächer ein wenig genauer erklären.

 

Das Themengebiet “Technik” wird aufgrund des Umfangs in einzelne Fächer aufgeilt. Eines dieser Fächer ist “Principle of Flights”. Wie der Name es schon sagt, setzt man sich hier mit der Fragestellungen “warum fliegt ein Flugzeug überhaupt?” “wann kommt es zum Strömungsabriss?” auseinander. Zu Beginn werden also sozusagen die  aerodynamischen Grundlagen unterrichtet. Basierend auf den aerodynamischen Grundlagen werden nahezu wöchentlich komplexere Problemstellungen behandelt. Dieses Wissen wird aus einem Mix aus klassischem Frontalunterricht und Selbststudium vermittelt. Das Selbststudium dient einerseits dazu, uns im vorab in komplexe Problemstellungen und Themen einzulesen. Somit kann der Frontalunterricht deutlich effizienter gestaltet werden und gibt uns  die Möglichkeit, deutlich gezielter Fragen während des Unterrichts zu stellen. Ein weiterer fester Bestandteil der Theoriephase ist ein elektronisches Programm mit Lernkontrollfragen. Dieses Programm hilft uns bei der Vorbereitung auf die internen Prüfungen, sowie auf die anstehende Theorieprüfung beim Luftfahrt Bundesamt (LBA). Wie Ihr es Euch vielleicht schon denken könnt, gehört natürlich ein wenig Disziplin dazu um Selbststudium und die Bearbeitung der Kontrollfragen für alle Fächer unter einen Hut zu bringen. Aber es ist keine unmögliche Aufgabe 😉

 

zulässiger Bereich des Schwerpunktes

 

Ein weiteres Fach, welches ich Euch kurz näher bringen möchte ist das Fach “Radio Navigation”. Was muss man sich unter Radio Navigation vorstellen? Zum einem gibt es die klassische Navigation mit Karte, Kompass und Stoppuhr. Diese ist natürlich auf für uns relevant, jedoch eignet sich diese Art der Navigation nur für schönes Wetter. Die Radio Navigation (Funknavigation) bietet uns hingegen die Möglichkeit bei schlechtem Wetter beim Instrumentenflug – also ohne visuellen Referenzen – mit Hilfe von Funknavigationsanlagen unsere Postion zu bestimmen und sicher an einem Flugplatz zu landen. Hier wird zu Beginn der theoretischen Ausbildung auch erst auf Basics, wie beispielsweise die Antennentechnik oder die Wellenlehre eingegangen. Später lernt man dann die einzelnen Funknavigationsanlagen und deren Wirkprinzipien genauer kennen und schlussendlich wie man mit diesen Navigationsanlagen im Cockpit navigiert und hoffentlich auch sein gewünschten Ziel findet. Wir befinden uns aktuell in der Phase, wo wir uns mit dem ” Instrument Flight Procedures” beschäftigen. Also der Phase in der wir lernen  einen Instrumentenanflug bei schlechtem Wetter auf einen Flugplatz durchzuführen. Hierbei ist es wichtig sich ein ein mentales Bild der räumlichen Situation zu machen. Heißt, “wo bin ich in Bezug zu meiner Funkstation?” und “wie komme ich zu meiner gewünschten Postion?” Diese erlernte Verfahren werden wir dann in unserer ersten Flugphase in Phoenix, dann auch im Flugzeug trainieren und unsere ersten Instrumentenflüge durchführen.

Anflugkarte für einen Instrumentenflug

Ich hoffe ich konnte Euch einen kleinen Einblick in unseren Schulalltag geben und vielleicht konnte ich ja den ein oder anderen hiermit motivieren sich zu bewerben 😉

Servus

Euer Patrick

 

Jumpseat fliegen nach MUC