Hallo zusammen,
ich bin Oli, 24 Jahre alt, komme aus Essen und auch ich bin Teil des LHG_5 an der European Flight Academy. Die Berufsgrunduntersuchung sowie die Firmenqualifikation der Lufthansa habe ich bereits im Jahr 2012 bestanden, bevor ich mich zunächst auf eine gewisse Wartezeit einstellen musste. Der Fliegerei bin ich aber von Beginn an treu geblieben und so habe ich eine Ausbildung zum Industriekaufmann bei Germanwings in Köln gemacht, wo ich im Anschluss auch weiterhin gearbeitet habe. Darauffolgend habe ich noch zwei Semester BWL an der Uni Köln studiert, bevor es dann endlich im Oktober letzten Jahres in Bremen losging und ich somit „leb wohl“ zu überfüllten Hörsälen sagen konnte, mich gleichzeitig aber auch vom regelmäßigen Ausschlafen unter der Woche verabschieden musste! Nun aber genug zu meiner Person, denn wie Felix schon angekündigt hat, werde ich heute über das Funken berichten. Nachdem wir zahlreiche Theoriestunden schon hinter uns gebracht haben, stand nun endlich mal zur Abwechslung ein bisschen Praxis auf dem Stundenplan.
Jede/r angehende Pilot/in muss ein sogenanntes „Sprechfunkzeugnis für den Flugfunkdienst“ bei der Bundesnetzagentur erlangen, welches einen dazu berechtigt aus dem Flugzeug über Funk mit der Flugsicherung zu sprechen. Genauer gesagt sind es zwei Zeugnisse, die wir im Laufe unserer Ausbildungszeit erlangen müssen. In der ersten Theoriephase das Zeugnis für das Funken nach Sichtflugregeln (das BZF) und in der zweiten Theoriephase, also nach unserem USA-Aufenthalt, für das Funken nach Instrumentenflugregeln (das AZF). Die Prüfung selbst besteht aus einem theoretischen Teil mit 100 Multiple-Choice Fragen, hauptsächlich über Luftrecht, und im praktischen Teil werden dann ein Abflug aus einer sogenannten Kontrollzone (z.B. der Luftraum um den Flughafen Bremen) und ein Anflug in solch eine Kontrollzone simuliert. Als Hilfsmittel dienen Luftfahrtkarten der Flugplätze und deren umliegende Lufträume. In meiner Prüfung sollte ich bspw. nach Sonder-VFR Bedingungen (also schlechten Sichtverhältnissen) von Bremen in englischer Sprache starten und nach VFR-Bedingungen in Hamburg in deutscher Sprache landen. Die Rolle des Lotsen übernehmen bei der Prüfung richtige Fluglotsen der Deutschen Flugsicherung.
Bevor es aber zur Prüfung zu der Außenstelle der Bundesnetzagentur in der Bremer Innenstadt gehen konnte, standen in der Schule die sogenannten RT-Missions (RT steht für Radio Telephony) an. Zur optimalen Vorbereitung gibt es in der Schule zwei Räume, in der das Funken unter etwas realeren Bedingungen trainiert wird. Jeder Tisch ist mit Kopfhörer und Funkgerät ausgestattet und die Lehrer übernehmen hinter einer Glaswand dann die Aufgabe des Fluglotsen. Im Kursverband wurden dann sechs Stunden lang zahlreiche An- und Abflüge von den verschiedensten Flughäfen in Deutschland trainiert. Neben An- und Abflügen haben wir unter anderem auch gelernt, wie man einen richtigen MAYDAY-Call, also einen Notruf, absetzt oder was man unternimmt, wenn man sein Gegenüber beim Funken nicht mehr versteht und quasi ins Leere funkt (eine sogenannte Blindsendung). Jeder von uns durfte sich für die RT-Missions ein Wunschkennzeichen für sein Flugzeug auswählen, um sich dann z.B. mit „D-EDAJ“ bei „Bremen Turm“ oder „Bremen Tower“ zum imaginären Abflug nach Helgoland oder sonst wo zu melden. Wie schon zuvor erwähnt, haben wir die Prüfung in englischer und deutscher Sprache abgelegt und den meisten geht es so (und dazu zähle ich mich auch), dass ihnen das Funken in Englisch deutlich leichter fällt. „Bremen Ground“ hört sich auch einfach viel besser an als „Bremen Rollkontrolle“ oder „General Aviation Terminal“ statt „Abstellfläche der Allgemeinen Luftfahrt“. Hinzu kommt noch, dass wir später im Liniendienst eh nur noch auf Englisch funken werden. Eine weitere Besonderheit des Funkens ist, dass die Aussprache der Zahlen und Wörter im „Luftfahrtenglisch“ nicht ganz dem Oxford-Englisch entspricht, welches man während der Schulzeit erlernt hat (oder es zumindest versucht hat). Selbst wenn man das „th“ in der Aussprache noch so gut beherrscht, kann man dies beim Funken in die Tonne kloppen. So wird z.B. die Zahl 3 anstatt „three“ „tri“ ausgesprochen und bei der Zahl 1 sagt man „wann“ statt „one“ um die Aussprache möglichst einfach zu gestalten und Verwechslungen zu vermeiden. Buchstabiert wird mit Hilfe des ICAO-Alphabets und so spricht man die oben genannte Kennung beim Funken „DELTA ECHO DELTA ALPHA JULIETT“ aus.
Ich hoffe euch hat mein kleiner Einblick in die Ausbildung an der European Flight Academy gefallen. In der nächsten Woche wird euch Mario dann wieder über ein neues Thema unserer Ausbildung berichten.
Beste Grüße und „Out”
Euer Oli