Upset Prevention and Recovery in Goodyear

Moin zusammen,

nachdem die Anderen euch ausführlich von verschiedenen Phasen und Ereignissen unseres Ausbildungsabschnittes hier in Arizona berichtet haben, erzähle ich euch heute etwas über das bereits erwähnte „Upset Prevention and Recovery Training“. Zunächst einmal: was ist das und warum macht man das? Im Prinzip geht es darum, zu verhindern, dass das Flugzeug in potentiell gefährliche Fluglagen kommt, wie zum Beispiel zu hohe Schräglage (bis hin zum “inverted flight”, also auf dem Kopf), zu hohe “nose-up” oder “nose-down attitutude”, zu hohe oder zu langsame Geschwindigkeit oder sogar ein Strömungsabriss. Damit wir später auf solche Situationen vorbereitet sind, ist dieses besondere Training Teil der Ausbildung.

Unterlagen zur Vorbereitung

 

Das Ganze läuft ein wenig anders ab als ein normaler Flug. Man muss sich zwar in alle Sicherheitsaspekte und vor allem in alle Manöver, die einen erwarten, einlesen, allerdings muss man sich am Vortag keinen Flugplan erstellen, was sehr viel Zeit erspart. Am Morgen des Fluges muss man auch nicht selbst den Flieger und das Wetter vorbereiten, denn die Flüge finden nicht wie gewohnt in der Cirrus, sondern in der Grob 120A, einem für Kunstflüge zugelassenen Flugzeug statt. Das erlaubt schnellere und stärkere Steuerinputs, welche für die meisten Manöver von Nöten sind. Da die Procedures in der Grob anders als in der Cirrus sind, darf man entspannt zusehen, wie der Fluglehrer sich um die Flugvorbereitung und die Groundprocedures kümmert. Erst in der Luft heißt es dann „I have Control“ und fliegt in die dafür vorgesehene Trainingarea. Dort angekommen macht der Fluglehrer alle Manöver vor, bevor wir sie nachmachen. Im zweiten Flug bringt man sich nach Anweisung selbst in die unerwünschte Fluglage und “recovert” danach. Im dritten und letzten Flug des Programmes bringt der Fluglehrer uns dann in eine solche Lage, sagt aber vorher nicht, welche das sein wird. Man muss dann also so schnell es geht alle Parameter checken und basierend darauf erkennen, in welcher Lage man sich befindet und entsprechend handeln, um den Flieger wieder unter Kontrolle zu bekommen.

 

Inverted Flight

 

Für mich persönlich war das Upset Training wirklich interessant, da es im Gegensatz zu unseren normalen Flügen, wo auch darauf geachtet wird, dass keine zu abrupten Manöver geflogen werden, um später den Passagieren immer den größtmöglichen Komfort zu bieten, man hier dazu angehalten ist, maximale Steuerausschläge zu nutzen, um schnellstmöglich wieder in eine normale Fluglage zu kommen. Dadurch kommen auch erhöhte G-Kräfte zustande, bei denen viele ein eingeschränktes Sichtfeld bekommen, da das Hirn nicht mehr richtig mit Blut versorgt wird (der sogenannte Tunnelblick). Außerdem hat mich der sogenannte „Spin“ beeindruckt und gleichzeitig Spaß gemacht. Hierbei bringt man das Flugzeug gewollt in einen Strömungsabriss bei vollem Ruderausschlag. Innerhalb weniger Sekunden kippt der Flieger nach vorn und fängt an sich mit fast einer Umdrehung pro Sekunde um die eigene Achse zu drehen. Die Anzeige für die vertikale Geschwindigkeit ist im negativen Bereich am Anschlag und man muss in kurzer Zeit die richtigen Schritte einleiten. Bei unserem Training begeben wir uns natürlich in eine sichere Höhe, man muss aber bedenken, dass diese Szenarien auch bei einem Flug passieren könnten, bei dem man vielleicht nicht so hoch ist und trotzdem rechtzeitig recovern muss. Alles in allem war dieser Abschnitt unserer Ausbildung sehr lehrreich, hat aber auch gleichzeitig sehr viel Spaß gemacht.

Das wars dann auch wieder von mir!

Viele Grüße

Marco