Als ich vor drei Jahren angefangen habe, bei Lufthansa als Flugbegleiterin zu fliegen, waren meine Freunde, Verwandten und Bekannten immer ganz heiß auf Geschichten aus dem Layover: „Was hast du denn in New York erlebt?“, „Wie war es in Los Angeles?“ oder „Wow, Du warst in Nigeria, wie ist es denn da?“.
Als ich dann aber anstelle meiner Layover-Erlebnisse mal etwas von den Geschichten, die ich so an Bord erlebe, ausgepackt habe, haben meine Freunde schnell erkannt, dass das eigentlich die viel interessanteren Storys sind. Und es ist in der Tat so. Ja, ich habe als Flugbegleiterin die Möglichkeit, meine morgendliche Joggingrunde am Hudson River mit Blick auf die New Yorker Skyline und die Brooklyn Bridge zu absolvieren und ja, ich war schon an einigen Stränden dieser Welt und ich kann dir sagen, ich habe auch mit Sicherheit jeden einzelnen dieser Momente genossen. Nichts geht aber über die Arbeit an Bord. Jeder Flug ist aufs Neue spannend und es gibt ungelogen keinen Flug, auf dem nicht etwas passiert, das mir im Gedächtnis bleibt.
Ein paar der Stories, die ich so an Bord erlebt habe, möchte ich heute mit dir teilen.
Vor fast genau drei Jahren ging mein allererster Flug nach Malabo, Äquatorialguinea. Ich hatte die Nacht vorher vor Nervosität mehr auf dem Klo als im Bett verbracht, war am Morgen aber so voller Vorfreude und Glücksgefühle, dass es endlich losgeht in die weite Welt, dass ich den kleinen Schlafangel quasi gar nicht bemerkt habe. So stand ich beim Boarding an meiner Tür und habe auf die ersten Gäste gewartet. Ich sollte noch erwähnen, dass auf dieser Strecke so einiges an Handgepäck mit an Bord kommt. Und so stand ich also an meiner Tür, als ich von einer Mini Yucca Palme überrascht wurde, die mir eine Dame wie selbstverständlich in die Hand gedrückt hat. So stand ich da an meiner Tür, mit einer Palme im Arm. Ich erinnere mich noch daran, dass ich so verblüfft war, dass ich die Palme aus Reflex der Dame hinterher getragen habe, um sie ihr wieder zu übergeben. Als mich durch den Strom wieder zurück an meine Tür gekämpft hatte, sah ich meinen Kollegen mit der Palme im Arm. Er hatte übrigens genau wie ich seinen ersten Flug an diesem Tag. Ich muss heute noch in mich hinein schmunzeln, wenn ich an das Bild denke. Ich frage mich auch heute noch, wie es die Palme überhaupt an Bord geschafft hat. Wie auch immer, lässt mich diese Palme, die inzwischen hoffentlich in Äquatorialguinea wächst und gedeiht, auch noch heute an meinen allerersten Flug mit einem Lachen zurück denken.
Und los gehts zur nächsten Story:
Manchmal findet man sich aber nicht nur mit Palmen an der Tür wieder. Gar nicht lange her, befand ich mich auf dem Rückflug von Los Angeles nach Frankfurt. Ich hatte an dem Tag in der Economy Class gearbeitet. Für gewöhnlich kommen Passagiere mit Kindern oder Passagiere, die schwer gehen, zuerst an Bord. Das gibt den Passagieren einfach mehr Zeit, sich zu sortieren und entspannt an Bord anzukommen. So stand ich an meiner Tür, als eine junge Mutter mit einem kleinen Mädchen an Bord kam. Das Baby war schätzungsweise ein halbes Jahr alt. Das Baby saß in einer Trage auf dem Rücken der Mutter. Ich sollte der Mutter kurz dabei behilflich sein, das Kind aus der Trage zu heben. Da ich der Mutter die Zeit geben wollte, in Ruhe und ohne Baby auf dem Arm ihre sieben Sachen zu sortieren, entschied ich mich dazu, kurz als Babysitter einzuspringen und bespaßte das Baby mit wilden Grimassen und lustigem Gehopse. Der Einsteigevorgang war inzwischen in vollem Gange, als eine weitere Familie mit zwei kleinen Kindern an Bord kam. Die Mutter war so begeistert von dem neuen Betreuungsdienst, den Lufthansa ihrer Meinung anbot, und fragte mich kurzerhand, ob das hier die Stelle wäre, bei der man seine Kinder für den Flug abgeben könnte. Und so fand ich mich ganz schnell mit zwei weiteren Kindern um mich herum an meiner Tür stehen. Natürlich bin ich alle Kinder dann auch wieder „los“ geworden. Der Kollege der an der benachbarten Tür stand, hatte allerdings so viel Spaß mit meinem Betreuungsdienst, das er erst mal nicht mehr so schnell aus dem Lachen heraus kam.
Und schon finden wir uns an Bord einer Lufthansa Maschine von Frankfurt nach New York.
Nach Take Off machen wir Flugbegleiter uns erst mal an die Servicevorbereitungen. Ich war heute für die Essenverteilung zuständig. Bevor es aber dazu kommt, das Mittagessen zu servieren, geht es mit dem Aperitif-Service los. Hier wird allen Gästen vor dem Essen ein kleiner Snack gereicht und ein Getränk dazu serviert. Ich habe auf diesem Flug übrigens in der Economy Class gearbeitet. Schon am Boden beim Einsteigen ist mir ein sehr schick gekleideter älterer Herr aufgefallen. Ich würde schätzen, dass der Mann um die 75 war. Beim Aperitif-Service musste ich ihm dann einfach das Kompliment machen, dass er so schick aussieht in seinem Anzug. Er erklärte mir darauf hin, dass Reisen für ihn immer etwas Besonderes ist und es früher einfach gang und gäbe war, dass man sich für eine Reise im Flugzeug dementsprechend zurechtgemacht hat. Der nette Herr bestellte zum Aperitif einen Tomatensaft mit Salz und Pfeffer. Ich habe nicht gesehen, was passiert ist, ich habe nur, als ich schon ein paar Reihen weiter war, mitbekommen, dass die zwei Jungs, die neben ihm saßen, wild gestikulierend nach einer Serviette fragten. Zurück in der Reihe angekommen, sah ich dass der Tomatensaft komplett auf dem Anzug des Mannes gelandet war. Natürlich brachte ich ihm sofort sogenannte Cool Likes um einen größeren Schaden zu verhindern. Als ich mit meinem Trolley auf dem Weg zurück in die Bordküche war, bat mich der Mann, ihm doch seinen Becher nochmal aufzufüllen. Ich kann es mir nicht erklären, aber auch das zweite Glas Tomatensaft ergoss sich über ihm.
Als meine Kollegen und ich dann das Mittagessen servierten, gab es zur Auswahl Hühnchen mit Kartoffelbrei oder Pasta mit Tomatensoße. Da der nette Herr trotz seines Schlamassels immer noch bei bester Laune war, scherzte ich mit ihm und sagte ihm, dass ich ihm heute eher zu dem Hühnchen raten würde, da das Hühnchen ganz sicher tomatenfrei sei. Er entschied sich allerdings gegen meinen Rat für die Pasta. Ausgerechnet in dem Moment als ich ihm die Pasta hinstellte, tat es einen Schlag und wir befanden uns inmitten von mittelschweren Turbulenzen. Wir Flugbegleiter schoben so schnell wie möglich die Trolleys aus der Kabine und schnallten uns dann selbst an. Als die Turbulenzen vorbei waren, setzten wir den Service fort. So sah ich, dass der arme Mann, gerade dabei war die restlichen Nudeln von seiner Anzugshose aufzulesen. Die Jungs neben ihm waren inzwischen in schallendes Gelächter ausgebrochen, weil sie das Unglück des Mannes kaum glauben konnten. Der Herr scherzte zwar noch, dennoch war inzwischen zu erkennen, dass ihm das Ganze nun doch unangenehm ist. Also habe ich mich nach dem Service, nach Rücksprache mit dem Purser, auf den Weg in die First Class gemacht, um dem netten Herren ein neues Outfit zu besorgen. So bekam er von mir einen Schlafanzug aus der First Class. Er war so überrascht und so glücklich zugleich, dass er sich sofort auf der Toilette umzog. Der Anzug wurde dann in eine Tüte verpackt und war somit bereit, in New York gereinigt zu werden. Nach der Landung bedankte er sich nochmals persönlich und verabschiede sich. Danach verschwand er von Bord. Ich habe allerdings noch niemanden gesehen, der unseren First-Class-Schlafanzug so voller Stolz und Selbstbewusstsein trug wie er. Seitdem erinnere ich mich, sobald ich das erste Glas Tomatensaft an Bord ausschenke, immer wieder für einen kurzen Moment an diesen netten und zugleich stolzen alten Herren, den wir von Frankfurt nach New York zu seiner Tochter fliegen durften.
Da es natürlich noch viel mehr Stories zu erzählen gibt, darfst du dich bald auf einen zweiten Teil zu meinen Erlebnissen an Bord freuen.
Bis dahin schau doch gerne mal auf meinem privaten Blog oder meinem Instagram Profil vorbei.
Bis Bald!
Deine Dani!