Heute Frühstück in Paris, morgen Sonnen in Barcelona und übermorgen Pizza in Rom ?
Wer unseren Job als Aneinanderreihung von traumhaften Urlaubsereignissen darstellt und dabei unsere eigentliche Arbeit, die Flüge, vergisst, mag gerne denken, dass unser Leben an Glamour nicht zu überbieten ist. Die Tatsache, dass ich, nachdem ich mitten in der Nacht aufgestanden – und 5 mal hin und her geflogen bin, eine Pizza in Rom und nicht zu Hause esse, verliert dann jedoch schnell an Bedeutung. Natürlich ist es unglaublich toll, wenn man nach vielen Flügen durch eine schöne Stadt schlendert und, anstatt zu Hause die Fenster zu putzen und den Wocheneinkauf zu erledigen, sich mit einem (oder zwei) italienischen Eis die Sonne ins Gesicht scheinen lässt. Jedoch sollte man bedenken, dass wir zwischen Aufwachen und Shoppen in Mailand durchaus arbeiten müssen. Aber was für eine Arbeit überhaupt ? So ein bisschen Saft ausschenken kann doch nicht so schwierig sein ? Unser Job besteht, entgegen vieler Behauptungen, nicht daraus, einfach um die Welt zu jetten und dabei hübsch auszusehen. Wir sind verantwortlich für die Sicherheit und das Wohlbefinden von hunderten Menschen in 10.000 Meter Höhe. Natürlich ist jeder Beruf auf eine andere Art anstrengend (es sei denn, es würde tatsächlich einen Job geben, in welchem man dafür bezahlt wird, einfach so um die Welt zu fliegen). Bei uns sind es auf der Langstrecke der Jetlag, bzw. der Zeitunterschied und die Nachtflüge, die uns zu Schaffen machen. Bei Kurzstreckenflügen ist es der Zeitdruck, 180 Gäste in 30 Minuten Flugzeit versorgen zu müssen. Das Ausschenken von Saft scheint an sich natürlich nicht sonderlich viel von einem abzuverlangen. Mitten in der Nacht alle Gäste mit Getränken und Essen zu versorgen, dabei Extrawünsche zu erfüllen und in erster Linie Sicherheit zu gewährleisten, jedoch schon.
Und was machen wir, wenn wir gelandet sind ? Putzen wir das Flugzeug ?
Nein, genausowenig, wie wir das Flugzeug becatern oder den Passagierbus fahren, putzen wir das Flugzeug. (Im Übrigen checken wir auch keine Koffer ein. Dass die Damen am Check-In die gleichen Uniformen tragen, liegt daran, dass sie für die gleiche Firma arbeiten und steht nicht dafür, dass sie denselben Beruf ausüben.)
Zum Thema Feierabend fällt mir direkt das nächste Klischee ein.
„Ihr seht doch sowieso nur den Flughafen.“ (Witzigerweise genau das Gegenteil von der ersten Behauptung.) Tatsächlich haben wir bei Langstreckenflügen 24-48 Stunden vor Ort frei. Für mich reicht diese Zeit völlig aus, um wenigstens einen kleinen Eindruck von der Destination zu bekommen. Wenn wir kurze Strecken fliegen, haben wir leider nicht ganz so viel Zeit, sehen dafür aber auch bis zu vier verschiedene Städte an fünf Tagen. Ob man es als Sightseeing bezeichnet, wenn man einen Blick aus dem Hotelfenster wirft oder sich tatsächlich etwas anschaut, bleibt jedem selbst überlassen. Schließlich ist diese Zeit in erster Linie zum Entspannen gedacht.
Und dann im Layover ? Stimmt die weit verbreitete Annahme, dass die Piloten in ihrer freien Zeit gerne mal ein Auge auf die Flugbegleiter werfen ? Auch wenn man diese Frage so pauschal nicht beantworten kann, bin ich mir sicher, dass in unserem Beruf mehr Beziehungen entstehen, als in einem Bürojob. Dies könnte daran liegen, dass sowohl an Bord als auch im Layover ein viel größerer Zusammenhalt gefragt ist. Wir müssen uns, obwohl wir uns meistens noch gar nicht kennen, blind vertrauen können. Letztendlich kommt hinzu, dass man seine Kollegen natürlich auf ganz andere Art kennen lernt, wenn man mit ihnen zusammen in Rio am Strand liegt oder den Tafelberg besteigt.
So, ich hoffe, dass ich einige Fragen beantworten, bzw. Klischees aufdecken konnte. Um es noch einmal zusammen zu fassen, sind die meisten Behauptungen über unseren Job ziemlich veraltet bzw. erfunden. Hinter dem Beruf des Flugbegleiters steckt doch weitaus mehr, als nur Saft auszuschenken und dabei hübsch auszusehen. 😉
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Bis ganz bald, eure Sarah