Hallo,
ich bin Matthias, 28 Jahre alt, und gehe seit diesem August wieder zur Schule: Wie Valentin, Lukas, Marvin und Stefan bin ich im LHG 12 an der European Flight Academy. Ich gehöre zwar zu den Älteren bei uns, bin aber längst nicht der „Kurs-Opa“: Viele meiner Mitschüler haben wie ich vorher studiert oder eine Ausbildung gemacht.
Vor der praktischen Flugausbildung in Phoenix lernen wir jetzt ein Jahr lang in der Flugschule in Bremen die Theorie des Fliegens. Worum sich der Unterricht im Einzelnen dreht, darüber wollen wir euch in unseren kommenden Blogeinträgen berichten.
Vorrangiges Ziel der Theorieausbildung ist, in knapp einem Jahr die Prüfung beim Luftfahrtbundesamt zu bestehen. Und die rückt jeden Tag näher. Die Unterrichtsinhalte orientieren sich deshalb stark an den offiziellen, EU-weiten Lernzielen: Angefangen beim Luftrecht bis zur Funktion elektrischer Systeme, vom Wettergeschehen bis zur Flugplanung. Mit unserem späteren Arbeitsumfeld, dem hochmodernen Airliner-Cockpit, hat das mal mehr, mal weniger zu tun. Viele Inhalte setzen sich aber auf dem Weg zur Lizenz nach und nach wie ein großes Puzzle zusammen.
Wer im Unterricht mithalten will, muss kein Technik-Nerd oder Physik-Geek sein. Studiert habe ich vorher Fernsehjournalismus – also etwas ganz anderes. Auch wenn ein naturwissenschaftliches Grundverständnis sicher hilfreich ist, geht es im Unterricht nicht um höhere Mathematik oder Physik. Bei vielen Rechenaufgaben nutzen wir Faustformeln oder andere Hilfsmittel.
Neben unserem Ipad haben wir gleich am ersten Schultag ein ganz analoges Werkzeug bekommen – den mechanischen Flugrechner oder Aviat. Ein etwas antiquiertes, aber vielseitiges „Wunderding“, das die meisten von uns nach anfänglichen Berührungsängsten lieb gewonnen haben. Schon während der Vorbereitung auf den Starter Course Test – der ersten kleinen Prüfung – haben wir auf dem Aviat durch Verschieben der Drehscheiben zueinander auf einfache Weise Multiplikations-, Divisions- und Dreisatzaufgaben gelöst sowie Einheiten umgerechnet. Der große Vorteil gegenüber dem Taschenrechner: Der Aviat „kennt“ die für die Fliegerei zentralen Umrechnungsfaktoren. Die eigentliche Kunst ist, sich jeweils den richtigen Rechenweg zu merken, die Aufgabe kurz im Kopf zu überschlagen und das Ergebnis korrekt auf der Skala abzulesen.
Von seiner anderen Seite haben wir den Flugrechner im Fach „General Navigation“ kennengelernt. Hier geht es darum, die Position des Flugzeugs auf der Erde zu bestimmen sowie – ganz praktisch – Kurse zu berechnen, um von A nach B zu kommen. Auf der Rückseite des Aviaten können wir dazu sogenannte „Winddreiecke“ eindrehen. Das heißt, wir können als Pilot im Vorfeld ermitteln, wie weit wir bei einem Seitenwind die Flugzeugnase in den Wind drehen müssen, um auf Kurs zu bleiben.
Da uns der Aviat während des Fliegens später allerdings eher hinderlich sein wird und zugebenerweise kein Pilot den Rechner im Jackett mit sich trägt, lassen sich diese Berechnungen auch vereinfacht per Faustformel im Kopf lösen. Keine Angst! Große Kopfrechenkünstler sind wir trotz bestandenen DLR-Tests alle nicht. Aber nach ein bisschen Übung geht auch das immer leichter.
Welche Mittel sonst noch bei der Navigation zum Einsatz kommen, erzählen wir euch ein anderes Mal, wenn wir euch die weiteren Fächer vorstellen.
Bis dahin!
Euer Matthias