N832EF – you are number one in CHARLIE

Servus aus Goodyear !

In meinem letzten Blogeintrag habe ich Euch noch berichtet, wie unser Lern- und Theoriealltag in “Principle of Flights” und “Radio Navigation” aussieht. Heute nehmen wir die Theorie mit in die Luft und schauen uns das ganze in der Praxis an.

45° Steep Turns

Meine Kurskollegen Bine und Oscar haben Euch ja bereits berichtet, wie es sich anfühlt, zum ersten Mal in die Luft zu gehen und Starts und Landungen zu trainieren. Der nächste Step im Flugtraining ist die sogenannte “Air Work”. Ziel der Air Work im Flugtraining ist es, ein Gefühl für das Flugzeug zu entwickeln, um in jeder Situation “Herr der Lage” zu sein und um das Flugzeug sicher zu kontrollieren. Das Air Work Programm setzt sich aus verschiedenen Flugmanövern zusammen, die nacheinander abgeflogen werden. Bevor wir jedoch mit unserem Air Work Programm starten können, müssen wir erst einmal in unsere vorgesehene Training Areas fliegen. Schon zu Beginn des Flugtrainings in Goodyear wurden wir mit den Training Areas vertraut gemacht. Diese sind von Lufthansa Aviation Training US festgelegt und an der gesamten Flugschule bekannt. Bevor wir in eine der Training Areas fliegen, müssen wir diese “requesten”. Unser Dispatch in Goodyear checkt dann, ob sich schon jemand in dieser Training Area aufhält und wenn ja, wieviele Maschinen sich bereits dort befinden. Maximal dürfen sich zwei Maschinen in den Areas gleichzeitig aufhalten, so wird verhindert dass sich die Maschinen zu nahe kommen. Im besten Fall heißt es dann “N832EF you are number one in CHARLIE” und der Spaß kann beginnen.

 

Auf dem Weg in die Training Area
Auf dem Weg in die Training Area

Sobald wir in unser Übungsgebiet eingeflogen sind, bereiten wir uns auf unsere Air Work mit der sogenannten Air Work Preparation vor. Wir bringen also das Flugzeug in die gewünschte Konfiguration, arbeiten unsere Memory Items und Callouts ab und überzeugen uns selbst nochmal davon, dass die Trainings Area wirklich frei ist. Dann kann es endlich mit dem ersten Programmpunkt losgehen, den Steep Turns. Das Ziel von Steep Turns ist es, Vollkreise nach links und rechts mit einer deutlichen höheren Querneigung als bei üblichen Kurven zu fliegen. Ziel ist es, dabei so präzise wie möglich die Querlage und die Flughöhe zu halten und nach dem Vollkreis wieder genau bei seinem Ausgangskurs auszurollen. Das ganze wird einmal links- und einmal rechtsherum geflogen.

 

Final auf die RWY 21 in Goodyear
Final auf die RWY 21 in Goodyear

 

Danach geht es – nachdem wir uns wieder mittels zwei Clearing Turns davon überzeugt haben, dass kein weiterer Verkehr in unsere Trainings Area eingeflogen ist – weiter zum zweiten Punkt der Air Work. Dem Slow Flight. Wie der Name es schon sagt, trainieren wir hier die Kontrolle des Flugzeuges bei langsamen Fluggeschwindigkeiten. Ziel hierbei ist es, das Flugzeug gefühlvoll zu steuern und zu kontrollieren. Aber warum das ganze? Man möchte doch möglichst schnell an sein Ziel kommen und nicht langsam? Bei langsamen Fluggeschwindigkeiten bewegt man sich sehr nahe an der “Stall Speed”, also der Geschwindigkeit bei der die Strömung am Flügel abreißt und das Flugzeug mehr oder weniger aufhört zu fliegen. Im Slow Flight trainieren wir deshalb also das Fliegen nahe an der Stall Speed. Als nächster Punkt stehen Stalls auf dem Programm. Na toll, jetzt waren wir wohl doch zu langsam im Slow Flight 😉 – nein, Spaß bei Seite ;)! Durch Unachtsamkeit oder andere äußere Einflüsse kann es dazu gekommen, dass man doch einmal in einen Stall gerät. Vor allem in geringer Flughöhe kann so etwas natürlich fatale Konsequenzen haben. Deshalb trainieren wir – in ausreichender Flughöhe – Flugsituationen aus dem Landeanflug sowie im Abflug, bei denen wir gezielt den Stall herbeiführen und dann wieder “recovern”.

 

Pause in Mobile
Pause in Mobile

So genug mit Air Work ;)! Zu Beginn habe ich ja bereits erwähnt, dass wir in unsere Training Areas fliegen. Natürlich müssen wir diese Areas auch finden und uns natürlich auch während unserer Trainingsflüge auch in diesen Areas aufhalten und nicht versehentlich in eine andere Trainings Area einfliegen. Schon ab dem ersten Flug in Phoenix, zeigen unsere Fluglehrer uns markante Referenzpunkt wie z.B. Straßen oder Eisenbahnlinien mit deren Hilfe wir uns in den Trainings Area zurecht finden können. Die andere Möglichkeit ist, mittels Funknavigation zu den Trainingsgebieten zu finden und auch in den Trainingsgebieten zu bleiben. Hierfür nützen wir verschiedene VOR DME Anlagen mit deren Hilfe wir eine eindeutige Postion mittels Radialen und Entfernungsangaben bestimmen können und somit sofort wissen, ob wir uns noch in unserer zugewiesenen Trainings Area aufhalten oder nicht.

So das war erstmal von mir aus Goodyear. Beim nächsten mal gebe ich Euch einen kleinen Einblick in unsere Instrument Flying Phase und das Upset Recovery.

Bis dahin verfolgt weiterhin die Einträge meiner Kurskollegen.

Grüße
Patrick