Hallo ihr Lieben, mein Name ist Banu und ich bin Flugbegleiterin bei der Lufthansa. Einige von euch kennen mich schon von meinen Stories auf Instagram oder von einigen Blogbeiträgen hier im Blog. Heute möchte ich euch von den Bodenereignissen bei Lufthansa erzählen, die alle Flugbegleiter einmal im Jahr machen müssen.
Alle Flugbegleiter bei Lufthansa fliegen verschiedene Muster und/oder mehrere Flugzeuge und das Gesetz für Luftfahrt (das Luftfahrtbundesamt) setzt voraus, das wir jedes Muster genauestens kennen, das heisst:
– die Öffnung und Handhabung der Türen im Normalfall und in außergewöhnlichen Situationen, also bei einer Notlandung und/oder Notwasserung
– die Notfallkommandos
– das Equipment an Bord, also unsere Notausrüstung und wo sie verstaut ist
– Sie möchten, dass wir wissen, welche technischen Hintergründe hinter bestimmten Geräuschen in Flugzeugen stecken können und was „normal“ ist und was nicht – – kurzum, wir sind verpflichtet, unseren Arbeitsplatz mit allen Sinnen zu kennen und jederzeit in allen Notlagen unsere Kenntnisse einzusetzen.
Das ganze wird dann mit einem kleinen Test abgeschlossen am Ende des Tages und wir erhalten für ein weiteres Jahr unsere Lizenz, auf unserem Flugzeugmuster durch die Welt zu fliegen.
Aber nicht nur die Emergency-Seminare sind Pflicht. Dazu gehören auch die Kommunikationsseminare: wir sind eine sehr grosse Firma mit sehr vielen Menschen, Bereichen und Kulturen und da sind manchmal Missverständnisse vorprogrammiert – und damit das nicht vorkommen soll, gibt es diese Seminare.
Sie helfen uns zu verstehen, wie Recht und Regeln Hand in Hand mit Menschlichkeit, Respekt und Vertrauen funktionieren.
Mein Seminar diesmal war das Kommunikationsseminar. 2 Tage und eines der wenigen Seminare, wo auch das Cockpitpersonal mit dabei sitzt. Tatsächlich brauche ich aber erstmal als Nicht-Kaffeetrinker ein Heissgetränk am Morgen, um wach zu werden; denn auch hier merke ich, die frühe Zeit ist nicht meine Zeit.
In Ruhe und peace mit mir frühstücke ich und trinke meinen Chai-tea während ich mich auf das Seminar vorbereite. Ich lese mir noch mal die Gesetze durch und die Betriebsvereinbarung und versuche mich zu erinnern, was das Thema vom vorigen Jahr war, denn die Themen wechseln immer – genau wie die Gesetze in der Luftfahrt.
Und in der Tat geht die Trainerin (ebenfalls vom fliegenden Personal) auf ein Thema vom letzten Jahr besonders ein: mentale Vorbereitung, wie kann ich Einfluss auf meine Müdigkeit auf einem Nachtflug nehmen, wie kann ich mich auf einer frühen Tour selber motivieren oder wie vertraue ich auf mein sogenanntes Bauchgefühl.
Auch aktuelle Themen werden angesprochen wie z.Bsp. sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz oder Statistiken wie alkoholisierte Passagiere an Bord und wie ich sie erkenne und was dann zu tun ist.
Oder aber auch, wie spreche ich unangenehme Themen bei meinem Vorgesetzten an – man kann sagen, dass ich in den 2 Tagen gestärkt werde, was meine 5 Sinne angeht auch keiner braucht Angst zu haben, etwas zu fragen. Denn an diesen Tagen gibt es keine dummen Fragen, ich frage nach, wie Kollegen mit einer Entscheidung vorgehen, worin ich vielleicht noch meine Schwierigkeiten habe, oder ich frage noch mal bezüglich Entscheidungen nach, die in der Vergangenheit im Cockpit fielen und die ich nicht sofort auf einem meiner Umläufe nachvollziehen konnte.
Alle diese Seminare finden Gott sei Dank immer unter einem Dach statt, im L A T – Lufthansa Aviation Training. Das heisst, wenn es soweit ist und eines dieser Seminare ansteht, dann müssen wir alle immer nur an diese eine Adresse. Und so schwer es mir immer fällt, in diesen Seminaren über 8 Stunden ruhig zu sitzen – ich bin definitiv nicht fürs Büro gemacht 😉 Es ist immer schön, dort zu sein, denn man trifft immer eine Kollegin, die man aus dem Fliegeralltag kennt und lange nicht gesehen hat, wie z.Bsp. als ich in meiner Mittagspause beim Essen war, saßen zwei Kolleginnen neben mir, die sich auch ganz zufällig im LAT trafen und sie erzählten, dass sie vor über 10 Jahren zusammen in Seoul (Korea) einen ganz lustigen Tag hatten – sie fuhren zum Einkaufen in die Stadt und verloren den mit dem Fahrer abgemachten Meetingpoint vom Shuttleservice, der sie hätte zum Hotel zurückfahren sollen (nach 2 Std). Also irrten sie fast 6 Stunden durch Seoul, nur mit einer Karte bewaffnet (auf koreanisch) in der Hand – damals ohne Handy und ohne Internet.
Alles in allem ist es immer schön, da zu sein und sich auszutauschen und die Flugzeugattrappen zu begehen, Knöpfe zu drücken und Flugzeugtüren zu öffnen im Notfall, welches man nicht im normalen Fliegeralltag macht. Einfach selbstsicherer zu werden und die Hemmungen zu verlieren und natürlich jederzeit in einer Notsituation richtig agieren zu können.
So, ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblick darüber verschaffen, wie unsere Bodenereignisse aussehen können, da es sich um vertrauliche Gesetze und Regelungen handelt, die ausschliesslich das Flugpersonal betreffen, darf ich nicht viel über die Inhalte verraten.
Und wenn ihr wieder einmal mit uns um die Welt fliegen möchtet, folgt uns auf unseren Stories auf Instagram, ich freue mich auf euch
Eure Banu/BeLH