Nach meinem dualen Studium bei der Lufthansa Technik: Mein Berufseinstieg – alles außer gewöhnlich

Departure: Duales Studium @ Lufthansa Technik, Destination: Einstieg @ Lufthansa Technik Shenzhen

Es ist 23.00 Uhr nachts, milde 23 Grad, die Stadt mit bunten Lichtern geschmückt, überall blinkt Leuchtreklame, einige Menschen versuchen die letzte Metro nach Hause zu nehmen, ich setze mich in das elektrisch betriebene Taxi und halte dem Fahrer mein Smartphone mit meiner Adresse hin, damit er es auf Chinesisch lesen kann. Mein Kollege setzt sich neben mich ins Taxi und sagt dem Fahrer auf Chinesisch, wohin er möchte und dass ich auf dem Weg rausgelassen werde. Hinter uns liegt ein langer Abend in Shekou, einem Barviertel in Shenzhen. Es wurde gut gegessen, viel erzählt und Tischkicker gespielt. Ich fühle mich pudelwohl. Nicht schlecht für den ersten Tag.

Ping'an Tower (600m) in Futian
Ping’an Tower (600m) in Futian

Jetzt bin ich seit über drei Monaten in Shenzhen, China, und arbeite bei der Lufthansa Technik Shenzhen.

Hier habe ich einen Arbeitsvertrag unterschrieben und werde die nächsten Jahre in dieser Stadt leben. Im September 2018 habe ich mein duales Studium bei der Lufthansa Technik erfolgreich mit dem Erlangen des Bachelors abgeschlossen und wusste recht klar, was ich möchte: Raus in die weite Welt und Abenteuer erleben, neue Kulturen entdecken, die Welt aus einem neuen Blickwinkel sehen, an Orten sein und leben, wo ich vorher noch nicht war. Dieses Gefühl hat mich, seit ich aus meinem Auslandseinsatz bei der Lufthansa Technik Philippines zurückgekommen bin, immer weiter begleitet und sich kontinuierlich verstärkt. Viele Reisen durch Europa im Frühjahr und Sommer 2018 haben mich dann endgültig überzeugt, mich auf ein neues Level zu begeben. Europa ist cool, aber ich will raus und etwas ganz anderes sehen.

Mit dieser Motivation habe ich mich auf mehrere Stellen im Ausland beworben, mit Fokus auf Asien, da mich die Region seit meiner Zeit in Manila fasziniert. Da das Unterfangen als Berufseinsteiger im Ausland seinen ersten Job zu bekommen sehr schwierig ist und Visumsverfahren langwierig sein können, habe ich mich zwischenzeitlich bei der Lufthansa Consulting beworben und wurde dort als Junior Consultant eingestellt. An dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön und große Bewunderung an die Lufthansa Consulting, die mich nach sehr kurzer Zeit in einem sehr guten Verhältnis  hat ziehen lassen. Ende November war es dann soweit, dass mir nach mehreren Telefonaten ein Job als Supply Chain Designer bei der Lufthansa Technik in Shenzhen angeboten wurde. Ohne lange zu zögern nahm ich das Vertragsangebot an. Darauf folgte ein längeres Visumsprozedere, bis ich Mitte Februar 2019 mein Einreisevisum entgegen nehmen konnte. In der Zwischenzeit habe ich in Deutschland alles verkauft, Verträge aufgelöst und eine große Verabschiedungsfeier geschmissen. Ende Februar bin ich dann in den Flieger gestiegen und nur mit zwei Koffern und einem Backpacker bestückt in meine neue Stadt umgezogen.

Rathaus in Futian
Rathaus in Futian

Mein Arbeitsalltag in Shenzhen

Die Position die ich hier angenommen habe, heißt Supply Chain Designer und ist in der Abteilung Fulfillment innerhalb des Geschäftsbereichs Components angesiedelt. In diesem Geschäftsbereich werden für Lufthansa und auch viele externe Kunden Flugzeugkomponenten wie Kaffemaschinen, Hydraulikzylinder oder Flugzeugcomputer getestet, repariert und überholt. Jedes Flugzeug hat mehrere Tausend dieser Komponenten verbaut, die regelmäßig überprüft werden müssen. Da nicht jede Airline die Kapazitäten hat oder sich strategisch dagegen entscheidet, die Komponenten selbst zu bearbeiten, treten diese Airlines an Wartungsdienstleister wie die Lufthansa Technik heran und schließen Wartungsvertrage ab. Innerhalb der Lufthansa Technik kümmern sich dann die Fulfillment Abteilungen um die Erfüllung dieses Vertrages. Meine Rolle in dieser Abteilung sieht vor, dass die vereinbarten Lieferzeiten eingehalten werden und die gesamte Lieferkette so reibungslos wie möglich verläuft.

Der Geschäftsbereich Components ist seit 2014 global aufgestellt und in die drei Regionen AMERICAS (Nord-, Mittel- und Südamerika), EMEA (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) und APAC (pazifisches Asien) unterteilt. Mit meinem Sitz in Shenzhen bin ich damit für alle Kunden der Lufthansa Technik in China zuständig. Die gleiche Stelle nur mit einem anderen regionalen Fokus in Hongkong, Hamburg und Miami. Um gegenseitig voneinander zu lernen und gleiche Standards zu setzen, gibt es einen regen Austausch zwischen den Regionen in einem monatlich organisierten Call und einem jährlich organisierten mehrtägigen Workshop. Dieses Jahr wird dieser Workshop in Miami stattfinden – darauf freue ich mich schon!

Schema der Kontaktpunkte der Supply Chain
Schema der Kontaktpunkte der Supply Chain

In meiner täglichen Arbeit habe ich viel mit IT-Systemen und Datenanalysen zu tun, um herauszufinden, ob wir die vertraglich vereinbarten Lieferzeiten einhalten und wo es Potentiale für Verbesserungen gibt. Ich verbringe also viel Zeit damit, Diagramme zu erstellen, Zeiten miteinander zu vergleichen und die vielfältigen Statistikwerkzeuge aus dem dualen Studium anzuwenden. Ist ein Potential zur Verbesserung eindeutig identifiziert worden, gehe ich in den Kontakt mit den verschiedenen Abteilungen der Lieferkette, den Kundendienstlern, den Logistikern und den Werkstätten – wobei wir bei den Werkstätten noch zwischen unseren eigenen Werkstätten der Lufthansa Technik mit den Standorten in Hamburg, Tulsa und Shenzhen, sowie den fremdvergebenen Werkstätten unterscheiden. Gemeinsam mit den verantwortlichen Kollegen erarbeiten wir dann Lösungen, wie wir die Situation für alle verbessern können. Da ich in einem gemeinsamen Team mit den Kundendienstlern zusammenarbeite, ist die Lufthansa Group-Strategie die „Nummer 1 für Kunden zu sein“ allgegenwärtig und motiviert einen jeden Tag aufs Neue.

Mir persönlich gefällt meine Position sehr gut, da ich das mache, was ich kann und mag. Darüber hinaus behalte ich damit den Überblick über den Gesamtablauf unseres Produktes. Meine Kollegen sind außerdem sehr hilfsbereit, sowohl in China als auch an den anderen Standorten. Besonders hier in Shenzhen habe ich das ich direkt bemerkt. Sobald ich ein kleines Problem habe, das ich zum Beispiel aufgrund meines Unkenntnisses der chinesischen Sprache nicht lösen kann, helfen mir die Kollegen sofort.

Eine Stadt der Superlative

Tiny Planet des Talent Parks
Tiny Planet des Talent Parks

Zusätzlich zu der tollen Arbeit habe ich hier noch eine Stadt der Superlative, in der ich wohne und mich sehr wohl fühle. Die Einwohnerzahl liegt irgendwo zwischen 15 und 20 Millionen. Keiner weiß das so genau, weil die Grenze zu den benachbarten Millionenstädten fließend ist und das Wachstum so schnell ist, dass die Statistiker nicht hinterher kommen. Spannend ist, dass die Stadt äußerst jung ist, und ein Großteil der Einwohner aus allen Teilen Chinas stammt. Dass man auf jemanden trifft, der hier geboren wurde, ist unwahrscheinlich. Dadurch herrscht in der Stadt eine tolle und entspannte Atmosphäre, viele wollen rausgehen, neue Leute kennen lernen, aktiv sein und sich engagieren.

Außerdem ist das Stadtbild etwas total Ungewohntes für einen Deutschen. Egal an welcher Metrostation man aussteigt, die Häuser sind im Durchschnitt 30 Stockwerke hoch, zwischendurch ragen einige 300-400 m hohe Wolkenkratzer in die Höhe und es wird immer noch weiter gebaut. Doch auch wenn hier viele Hochhäuser stehen, gibt es kaum eine Straße, die nicht von Bäumen gesäumt ist. Überall sind großzügig angelegte Parks und sehr viel Grün. Das sorgt in der doch sehr warmfeuchten Gegend immer wieder für ein bisschen Schatten und hin und wieder für eine erfrischende Brise.

Ein weiterer positiver Aspekt des Alltags in China: Die Metrolinien fahren nahezu minütlich (was nicht bedeutet, dass die Waggons leer sind) und kosten nur wenige Cents. Der nationale Zugverkehr ist schnell, günstig, pünktlich und gut organisiert. Von Hongkong aus ist man in 15 Minuten in Shenzhen, 40 Minuten später sogar in der 90 km entfernten Provinzhauptstadt Guangzhou. Der Zug kommt auf dieser gut 50 km langen Strecke Hongkong Shenzhen auf Spitzengeschwindigkeiten von 200-250 km/h. Auf längeren Strecken sind auch 300-400 km/h kein Problem. Die Diskussion über Elektroautos und deren Reichweite gibt es hier nicht. Seit einiger Zeit dürfen zum Beispiel neu angemeldete Taxis keinen Verbrennungsmotor mehr haben. Ab Ende des Jahres gilt diese Regelung für alle Taxis. Zusätzlich fahren alle Busse des öffentlichen Nahverkehrs ebenso batteriebetrieben. Elektrische Roller gehören schon seit Jahren zum Straßenbild. Natürlich kommt der Strom dafür nicht einfach aus der Steckdose. Noch hat der Strommix in China viel Kohle und Erdgas, aber es gibt schon diverse Projekte in Richtung erneuerbare Energien für die Zukunft. Im Zusammenspiel mit der Begrünung ist durch die Elektromobilität die Luftqualität extrem hoch, wenn auch nicht auf einem deutschem Standard. Zusätzlich ist es an den Straßen erstaunlich ruhig, da ein Großteil der Fahrzeuge, wie bereits erwähnt, elektrisch ist. Darüber hinaus sind die mobilen Zahlungsmöglichkeiten seit Jahren in den Alltag integriert – von kleinsten Centbeträgen bis hin zum Zahlen meiner Miete. Seit Wochen habe ich kein Bargeld mehr abgehoben oder gesehen. Selbst beim kleinen Stand an der Ecke wird man komisch angeguckt, wenn man bar zahlen möchte.

Kleines Metallflugzeig mit Ausblick aus meinem Apartment
Kleines Metallflugzeig mit Ausblick aus meinem Apartment

The best is yet to come

All das macht mich froh, aktuell in China zu sein. Zusätzlich kann ich meine Wochenenden nutzen, um die Region, China selbst und die vielen anderen Länder zu bereisen. Erste Trips nach Manila und Tokio sind bereits geplant. Und dann gibt es in China so viel zu sehen, das ich vorher noch nicht wusste und nie gesehen habe. Eine 30m hohe Buddha Statue. Eine Stadt, die flächenmäßig so groß wie Österreich ist. Ein Stadt im Berg, in der U-Bahnen durch Hochhäuser fahren. 8000 m hohe Berge. Pazifische Inseln. Und noch vieles mehr.

Es geht sehr gut los, aber das ist erst der Anfang. Die nächsten drei Jahre werden super gut, ich kann es jetzt schon fühlen.

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