Der wohl spannendste Praxiseinsatz!

Moin zusammen! Ich bin Tom und studiere im Technik Student Programm von Lufthansa Technik den Flugzeugbau Master an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg. Ich möchte von einem ganz besonderen Praxiseinsatz berichten, welchen ich am Ende meines Bachelorstudiums absolviert habe. Praxiseinsätze werden von den Technik Students im Rahmen des dualen Programmes immer während der Semesterferien von den Hochschulen durchlaufen. Dabei ist das Ziel verschiedene Abteilungen und somit die Lufthansa Technik Welt kennenzulernen.

Den Bachelor habe ich an der Hochschule Bremen im Studiengang Luftfahrtsystemtechnik und Management (ILST) im Sommer 2022 abgeschlossen. Das ganze siebte Semester ist in diesem Studiengang als Praxissemester geplant, mit der nachfolgenden Bachelorarbeit im achten Semester. Somit hat sich die Möglichkeit ergeben, einen langen Praxiseinsatz bei der Lufthansa Technik durchzuführen. Ich war letztendlich für 14 Monate in der Abteilung „Aircraft Transition Services“ in Frankfurt. Der Einsatz war für mich etwas ganz besonderes, da ich in einem tollen Team sehr viel lernen durfte, bei spannenden Projekte mitgearbeitet habe und ich in dieser Abteilung auch meine Bachelorarbeit geschrieben habe.

Die Abteilung beschäftigt sich mit den sogenannten „Transitions“ (im deutschen Übergang oder Wechsel) von Flugzeugen der Lufthansa Group und anderen Fluggesellschaften. Transition sind Flottenbewegungen, also das Einführen und Ausführen von gebrauchten und neuen Flugzeugen. Es wird ebenfalls zwischen Leasing Flugzeugen, bei denen der Halter wechselt und gekauften Flugzeugen unterschieden, bei denen ebenfalls der Eigentümer wechselt. Die Begriffe Lease-In und Lease-Return lassen sich geleasten Flugzeugen zuteilen und die Begriffe Phase-In und Phase-Out gekauften Flugzeugen, bei denen der Eigentümer meist Fluggesellschaften sind. Die Aufgaben bei jeder Transition sind im Kern jedoch die gleichen und lassen sich in drei Teilbereiche aufteilen: Projektmanagement, Dokumentenaufbereitung und physische Inspektion des Flugzeuges. Bei geleasten Flugzeugen ist zudem noch die Analyse des Leasing Vertrages wichtig, bei der festgestellt wird, welche Besonderheiten es bezüglich des Betriebes des Flugzeuges und der Rückgabe zum Leasinggeber gibt.

In den 14 Monaten habe ich in allen drei Teilbereichen mitgearbeitet, am spannendsten waren für mich aber die Inspektionen am Flugzeug vor Ort und die Kommunikation mit den Leasinggebern. Am Anfang habe ich zuerst bei der Zusammenstellung der Dokumente und dessen Prüfung unterstützt. Ziel war es geprüfte Dokumente in einem vorher abgesprochenem Format bereitzustellen. Somit ist zum Schluss eines Projektes eine „Übergabe Bibel“ entstanden, in der verifizierte Dokumente in einer bestimmten Weise abgelegt wurden. Die Dokumentenaufbereitung war hilfreich um die Kenntnisse in Bereich von luftrechtlichen Vorschriften zu vertiefen und die tausenden Abkürzungen kennenzulernen die es in unsere Lufthansa Welt gibt. Trotzdem muss ich aber sagen, dass es manchmal wirklich anstrengend war die richtigen Dokumente in den digitalen Ablageorten zu finden oder die Papierstapel zu durchwühlen. Es kann schonmal vorkommen dass sich für ein 10 Jahre altes Flugzeug bis zu 30-40 große Pappkartons an Wartungsdokumenten auftürmen. Sollte dabei die Archivierung nicht gut gewesen sein, ist es ziemlich schwierig das richtige Dokument zu finden.

Nachdem ich mich die ersten 2-3 Monate hauptsächlich mit den Dokumenten beschäftigt habe, kamen nach und nach auch Aufgaben im Bereich des Projektmanagements dazu. Dabei ging es vor allem darum Arbeitsmeetings vorzubereiten, Präsentationen zu erstellen und Aufwände zu kalkulieren. Da mein Studium nur einen geringen Anteil in Richtung Projektmanagement beinhaltete war vieles für mich neu, aber es war spannend den eher theoretischen Anteil aus dem Studium wirklich einmal in der Praxis umzusetzen. Fehlten also nur noch die Inspektionen um einmal die Aufgaben der Abteilung kennenzulernen. Davon sollten aber noch so einige folgen…

Mein absolutes Highlight war eben eine solche Inspektion. Ich bin mit meinem Betreuer aus der Abteilung zusammen für 3 Tage noch Schottland geflogen um dort an zwei unterschiedlichen Tagen zwei unterschiedliche Flugzeugtypen zu inspizieren. Die 787 und die 737MAX haben sich wegen der Pandemie, beziehungsweise des Flugverbotes für die 737MAX im „long-term storage“ befunden. Das bedeutet, die Flugzeuge waren für eine längere Zeit geparkt und mit Folie geschützt. Unsere Aufgabe bestand darin, die Aufbewahrungsbedingungen zu überprüfen und noch einen Abgleich zwischen den Dokumenten und dem tatsächlichen Zustand des Flugzeuges durchzuführen. Da es für mich so gesehen die erste Dienstreise war, gehörte natürlich immer ein bisschen Aufregung dazu.

Früh morgens auf dem Weg nach Schottland
Früh morgens auf dem Weg nach Schottland

Die Zeit in der Abteilung ist wirklich sehr schnell vergangen. Hinzukam, dass ich ebenfalls angefangen hatte meine Bachelorarbeit zu schreiben und gleichzeitig noch in den spannenden Projekten weiterhin mitarbeiten wollte. Die Aufgaben waren mit zunehmender Zeit sehr abwechslungsreich, trotzdem hat man jeden Tag noch etwas neues dazugelernt und musste sich immer wieder in neue Situationen hineindenken.

Ein weiteres Highlight hat gegen Ende meines Praxiseinsatzes beim Transition Team stattgefunden. Im Zusammenhang mit dem Phase-In von gebrauchten A350 durfte ich zusammen mit verschiedenen Kollegen aus der Abteilung zweimal für jeweils knapp eine Woche den sogenannten C-Check eines Flugzeuges bei Lufthansa Technik Malta mitbegleiten und meine gesammelten Kenntnisse und Erfahrungen anwenden. Der C-Check war notwendig, um das Flugzeug auf seinen neuen Kunden vorzubereiten. Unsere Aufgabe bestand darin, den Zustand der Kabine, der Triebwerke und des Flugzeuges allgemein zu prüfen, mit den Dokumenten abzugleichen und wenn notwendig unter Absprache mit dem Auftraggeber Beanstandungen eröffnen, welche vor der Übergabe des Flugzeuges noch behoben werden mussten.

 

Die Praxiseinsätze sind ein fester Bestandteil des Technik Student Programmes und sollen dazu dienen die Arbeitswelt kennenzulernen, sich fachlich weiterzubilden und Kontakte aufzubauen. Durch meinen langen Einsatz hatte ich die Möglichkeit genau diese Erfahrungen zu sammeln. Wie hoffentlich an meinem Blogbeitrag zu erkennen ist, haben mir die 14 Monate in der Abteilung wirklich unglaublich viel Freude bereitet und auch fachlich sehr stark weitergebracht. Das war aber nur möglich durch die tollen Kollegen im Transition Team und die Zusammenarbeit. Ich kann meinen aktuellen Technik Students Kollegen und auch allen Zukünftigen nur wärmstens einen Einsatz beim Transition Team empfehlen. Wichtig ist aber, dass ihr schon eine gewisse Zeit in der Abteilung verbringen solltet, damit ihr die Arbeitsabläufe auch kennen lernen könnt. Wenn ihr aber erstmal richtig in der Abteilung angekommen seid, lernt man jeden Tag immer neues dazu.

 

Ich hoffe euch hat der Einblick in meinen sehr umfangreichen Praxiseinsatz gefallen!

Bis bald